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Spät-Lese beim Rosinenfest
25.10.09

Spät-Lese beim Rosinenfest

Christliche und muslimische Frauen in Dreieich-Spendlingen luden ein

Rund um die Früchte des Weinstocks drehte sich das Rosinenfest – darauf stimmten die Frauen auch die Dekoration ab. Mit orientalischer und klassischer Musik unterhielt Gitarrist Sadigh Moazzen die Besucher. Foto: privat

Zum „Rosinenfest“ begrüßte Dr. Barbara Huber-Rudolf viele interessierte Gäste. Pfarrer Erik Wehner (2. v. rechts) sprach auf Wunsch der Organisatorinnen über die Eucharistie. Foto: privat

 

Von Maria Weißenberger

Rosinenfest? Was ist denn das? Keine Angst: Wer das nicht weiß, hat keine Bildungslücke. Das Rosinenfest ist gerade erst erfunden worden – von christlichen und muslimischen Frauen in Dreieich- Sprendlingen. Es markierte jetzt die zweite Station auf dem gemeinsamen Weg zu einem „Garten der Begegnung“.

Die Idee entstand nach der interreligiösen Kinder-Ferienwoche im vergangenen Jahr, als Diakon Alexander Rudolf gemeinsam mit dem Imam der türkisch-islamischen Gemeinde einen Rebstock im Pfarrgarten der Gemeinde St. Stephan pflanzte. „Eine türkische Muslima war so begeistert, dass sie sofort anregte, dass wir uns öfter an dieser Stelle treffen sollten“, erzählt Dr. Barbara Huber- Rudolf, Referentin des Bistums für den interreligiösen Dialog mit Muslimen und Mitglied der Gemeinde St. Stephan.

„Ein klarer Standortvorteil für uns“, wie Pfarrer Erik Wehner humorvoll anmerkt. So hat Barbara Huber-Rudolf auch den Dialog von Christinnen und Musliminnen an ihrem Wohnort initiiert und zusammen mit Frauengruppen der türkisch-islamischen Gemeinde, der Ahmadiyya-Muslim- Bewegung und der katholischen Gemeinden Sprendlingens das Rosinenfest vorbereitet und gestaltet. „Wir wollten unser originelles Fest“, sagt sie, „kein Weinfest, kein christliches Erntedankfest, kein islamisches Fest des Fastenbrechens.“

Mit Leib und Seele in den Dialog einbezogen

Seit Mai haben die Frauen miteinander überlegt, wie ihr Fest aussehen soll – und unter dem Titel „Spät-Lese“ ein Programm entwickelt, das die Besucher mit Leib und Seele in den interkulturellen Dialog einbezog: Texte und Lieder, die von Trauben, Rosinen und Weinblättern erzählen, hatten darin ebenso ihren Platz wie Speisen und Getränke, die aus den Früchten des Weinstocks zubereitet werden. „Wenn wir uns mit unseren gegenseitigen Märchen und Mythen befassen, lernen wir uns auf einer neuen Ebene zu verstehen“, erklärt Barbara Huber- Rudolf die Beweggründe der Frauen in der Broschüre „Spät- Lese“. So heißt das „Lese-, Koch-, Foto- und Liederbuch zum Rosinenfest“. Texte aus der Bibel und dem Koran, Fabeln, Märchen und Gedichte aus den verschiedenen Kulturen sind ebenso enthalten wie die gemeinsam gesungenen Lieder und die Rezepte der Speisen, die die Frauen ihren Gästen servierten.

Und es kamen „überraschend viele“, wie Huber-Rudolf sagt, „ein wirklich gut gemischtes Publikum“. Unter den 100 Gästen machte sie etwa gleich viele Katholiken und evangelische Christen, Ahmadiyya-Muslime und türkische Muslime aus. Über die Besuche von Bürgermeister Dieter Zimmer und der Integrationsbeauftragten der Stadt, Karin Scholl, haben sich die Frauen ebenso gefreut wie über das Interesse des Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden, Dr. Hans-Paul Juretschke.

Auffallend viele Besucher hätten sich gewundert, wie gut die muslimischen Frauen die deutsche Sprache beherrschen – dadurch sei ein weit verbreiteter Irrtum einmal mehr offensichtlich geworden, meint Huber-Rudolf. „Die Frauen in unserem Kreis sind sprachlich fi t“, sagt sie, „sie haben ja auch für unsere Textsammlung hervorragende Übersetzungsarbeit geleistet.“

Für weiteres Wachstum im Garten der Begegnung

Der Erfolg ihres ersten öffentlichen „Hervortretens“ motiviert die Gruppe nun zu neuen Taten – denn Ausruhen ist nicht angesagt: Einmal im Monat treffen sich die Frauen, um ihr Projekt weiter voranzutreiben. Ein Termin mit dem Landschaftsarchitekten ist schon vereinbart; der Rebstock muss ja Gesellschaft bekommen, wenn der „Garten der Begegnung“ wachsen und gedeihen soll. Der nächste Anlass zum Feiern dürfte damit gesichert sein...

Zur Sache

Förderwürdig

Das Projekt der Frauen wurde über das Programm „Stärken vor Ort“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Deutschland gefördert. Aus dem ESF wird die soziale und berufliche Integration von Menschen mit schlechteren Startchancen unterstützt, unter anderem über die Bundesministerien. (mw)

Infos im Internet: www.esf.de und www.staerken-vor-ort.de

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