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Japan – so fern und doch so nah
27.03.11

Japan – so fern und doch so nah

Ausgabe 13 vom 27. März 2011

Gedenkgottesdienst in Mainz Foto: Julia Jendrsczok

Wie die Menschen im Bistum auf die atomare Katastrophe reagieren

Von Julia Jendrsczok und Anja Weiffen

Wie gehen Christen mit der Katastrophe in Japan um? Und wie fühlen sich Menschen, die selbst in der Nähe eines Atomkraftwerks wohnen? Der Schock über Ereignisse, die bisher als unwahrscheinlich galten, löst nicht nur Solidarität mit den Opfern aus. Menschen kommen ins Grübeln.

Bis vor kurzem hatte sie „ziemliches Vertrauen“. Gabriele Lemmert, Pfarrgemeinderatsvorsitzende der katholischen Pfarrgemeinde Biblis, hatte sich daran gewöhnt, dass Sicherheit versprochen wurde. Außerdem habe sie durch ihren Vater, der als Elektro-Ingenieur mit dem Atomkraftwerk in Biblis zu tun hatte, von der sicheren Technik im Atomkraftwerk erfahren. Auch Sprüche wie „Du wohnst neben einem Atomkraftwerk, deshalb strahlst du so“ prallten an ihr ab.

An die Nachbarschaft zum Atomkraftwerk gewöhnt

„Mittlerweile ist mir das alles nicht mehr geheuer“, sagt die Katholikin. „Die Ereignisse in Japan haben mich zum Nachdenken gebracht.“ Man hätte die Verantwortung viel früher erkennen müssen. Ein Ausstieg sei allerdings nicht so schnell umsetzbar. „Auch wenn die Anlage abgeschaltet ist, dauert es noch zehn Jahre, bis sie abgebaut ist“, weiß Gabriele Lemmert.

Die Bibliser und viele in der Umgebung lebten von der Atomenergie. „Der Ort war früher eher bäuerlich geprägt. Durch das Kraftwerk ist er so groß geworden“, sagt Gabriele Lemmert. Wohl deshalb habe sie bei Demos gegen Atomkraft in Biblis wenig Einheimische gesehen, berichtet die Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Dennoch findet sie es schwierig, eine allgemeine Meinung der Bibliser erkennen zu können.

Pfarrer Ludger Reichert aus Biblis hält sich mit jeglichem Kommentar zum Atomkraftwerk zurück. „Ich sage dazu nichts, denn ich bin der Pfarrer von allen Biblisern“, antwortet er auf die Anfrage der Kirchenzeitung.

Schlimm findet Alexandra Keil aus dem Bibliser Nachbarort Wattenheim die Ereignisse in Japan. Die 20-Jährige fragt sich: „Könnte auch in Deutschland so etwas passieren?“ Sie sei an die Nachbarschaft zum Atomkraftwerk gewöhnt gewesen. Aber gerade bei älteren Kraftwerken wie in Biblis könne vielleicht Ähnliches passieren. Kritisch sieht sie die Atomenergie als Energieform für die Zukunft. Aber sie fragt sich: „Was haben wir denn sonst?“

„Die Not dieser Menschen ist auch unsere Not“

Irritiert ist sie von der bisherigen Berichterstattung in den Medien über die Ereignisse in Japan. „Sie war nie neutral. Fast hatte man den Eindruck, der Super-Gau wird herbeigeredet. Dabei will ich nur wissen, wie die Fakten sind.“ Gut findet sie, dass die Atomkraftwerke in Deutschland nun auf ihre Sicherheit überprüft werden.

Nicht nur in Biblis, sondern auch in anderen Orten des Bistums setzen sich die Menschen mit der Katastrophe auseinander. Etwa in Mainz, wo das evangelische und das katolische Dekanat zu einem Fürbitt-Gottesdienst für die Menschen in Japan aufgerufen haben. „Ich habe mich mit meinem evangelischen Kollegen Andreas Klodt kurzgeschlossen, denn wir haben gesehen: Die Not dieser Menschen ist auch unsere Not“, sagt Dekan Markus Kölzer vom katholischen Dekanat Mainz-Stadt. Deshalb haben die beiden spontan zum Gottesdienst in die Christophs-Kirche eingeladen.

In der Gemeinde St. Nazarius in Ober-Roden haben Musiker des „Ensemble flexibilee“ beschlossen, 200 Euro von den Einnahmen eines Konzerts in der Fastenzeit zu spenden. „Die aktuelle Situation hat uns sehr bewegt“, sagt Oboe-Spielerin Christina Crass.

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