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Jesus hält Maria in den Armen
19.09.10

Jesus hält Maria in den Armen

Haus St. Michael: Ausstellung mit Gemälden des Kasseler Pfarrers Albrecht Vey

 

Ausgabe 38 vom 19. September

Gibt einen Einblick in seine Bilderwelt: Pfarrer Albrecht Vey bei der Eröffnung der Ausstellung im Kasseler Haus St. Michael. Foto: Hans-Joachim Stoehr

Kassel (st). Die Malerei ist für Albrecht Vey mehr als ein Hobby. „Mein Thema ist die Ökumene mit der evangelischen und orthodoxen Kirche – mit den Mitteln der Kunst“, erklärt der Pfarrer der Kasseler Pfarrei St. Nikolaus von Flüe. Eine Ausstellung im Haus St. Michael in Kassel zeigt Werke des Seelsorgers.

„Dialog der Farben – die Bildwelt der Ikonen übertragen in unsere Zeit.“ Unter diesem Leitwort steht die Ausstellung von Gemälden, die in mehreren Räumen des Bildungshauses zu sehen sind. Vey betont: „Ich will nicht einfach den Stil der Ikonenmalerei kopieren.“ Der Geistliche fügt hinzu: „Meine Bilder sind westlich geprägt. Ich stelle mir Maler wie Renoir, Monet oder Chagall vor. Wie hätten sie Ikonen gestaltet?“

„Warum malt ein Pfarrer? Hat er nicht genug zu tun in der Seelsorge.“ Die Frage stellt Vey sich selbst und den Gästen bei der Ausstellungseröffnung. Für den Geistlichen ist sein künstlerisches Tun eine Form der Besinnung. „Ich stimme mich ein mit Musik, bevor ich mit dem Malen beginne. Danach hänge ich das Bild im Wohnzimmer auf, um es zu betrachten“, erläutert der Geistliche. Meistens werde der Standort des Gemäldes gewechselt, um es aus verschiedenen Perspektiven und Lichtverhältnissen zu betrachten.

Einige Bilder bleiben unvollendet

Oftmals hängen die Werke mehrere Tage an der Wand, bevor Vey daran weiter malt oder Änderungen vornimmt. „Einige Bilder habe ich bewusst unvollendet gelassen“, erklärt der Geistliche. In der Ausstellung ist ein Gemälde zu sehen, das den Erzengel Michael darstellt. Im unteren Bereich ist das Werk nicht fertig, der Betrachter sieht das braune Papier.

Für die Bilder hat Vey Öl- beziehungsweise Acrylfarbe oder Pastellfarben verwendet, wie sie in der westlichen Malerei benutzt werden. Ikonenmaler verwenden mit Eigelb vermischte Farbpigmente. Die Maltechnik mit Acryl habe den Vorteil, dass die Farbe schneller trocknet, so Vey. „Dann kann ich das Bild verändern, indem ich bestimmte Stellen übermale.“

„Ich male seit meinem fünften Lebensjahr“, sagt Vey zu den Anfängen seines künstlerischen Wirkens. Der Seelsorger ist Autodidakt, hat kein Kunststudium oder Malkurse absolviert. „Angeregt werde ich durch Besuche in Museen. Dort betrachte ich die Werke. Die Bilder muss man im Original sehen, nicht in Kunstbänden.“ Im Theologiestudium hat er in seiner Freizeit gemalt. Seit er Pfarrer ist, hält sich Vey zwei Stunden in der Woche frei, in denen er malt (siehe „Stichwort“).

Aus der Ostkirche hat der Geistliche Motive übernommen, die in der Kirche des Westens weniger bekannt sind – etwa die „Entschlafung Marias“. Auf dem kleinen Bild mit diesem Titel ist im unteren Bereich die entschlafene Gottesmutter zu sehen – umgeben von den Aposteln, denen das Entsetzen über den Tod Marias ins Gesicht geschrieben ist. „Unter dem Bett ärgert sich der Teufel, weil Maria in den Himmel emporsteigt“, erläutert Vey. In der Mitte des Gemäldes ist Christus zu sehen, der seine Mutter Maria in den Armen hält. Der Künstler drückt aus, dass Maria in den Himmel aufgenommen und damit „bei ihrem Sohn in Gott geborgen ist“.

Pfarrer Vey möchte malen, „was keiner sehen kann“. Von Jesus gebe es keine Fotografien. „Aber man kann ihn malen.“ Mit seinen Gemälden will der Geistliche „Geheimnisse des Lebens, verborgene Weisheiten, mystische Erfahrungen“ auf Papier oder auf die Leinwand bringen.

Ein Bild zeigt den „Zweifler“ Thomas im Gespräch mit Maria Magdalena, der Erstzeugin der Auferstehung. „Thomas ist abweisend, steht im Dunkeln. Mit Maria kommt Farbe und Helligkeit ins Bild. Das geöffnete Fenster im Hintergrund steht für den Windhauch des Geistes“, deutet Pfarrer Vey das Gemälde.

Ein Bild trägt trägt den Titel „Der Selbstdarsteller“

Der Geistliche greift nicht nur Szenen der Bibel oder der kirchlichen Tradition auf. Er setzt sich auch kritisch mit dem eigenen Stand auseinander. So trägt ein Bild den Titel „Der Selbstdarsteller“. Es zeigt einen Priester am Altar, „der den Gekreuzigten an den Rand des Geschehens drängt“. Neben diesem Gemälde hat Vey eine gedruckte Abbildung des berühmten Lucas-Cranach- Bildes des predigenden Martin Luther an der Wand angebracht. Dort ist Luther auf der Kanzel am Rand postiert. „In der Mitte ist der gekreuzigte Christus, auf den die Blicke der Zuhörer im Gotteshaus gerichtet sind“, so der Pfarrer.

Die Ausstellung im Haus St. Michael kann bis 22. Januar während der Öffnungszeiten des Bildungshauses besucht werden. Leiter Thomas Hartung bittet, sich anzumelden.

Haus St. Michael
Ludwig-Mond-Straße 127
34121 Kassel
Telefon 05 61 / 2 31 23
Fax 05 61 / 28 5911

Stichwort

Malende Geistliche

Bei der Ausstellungseröffnung im Haus St. Michael ist Pfarrer Paul Schupp mit dabei. Bis Juli war er Seelsorger in Baunatal und Nachbar von Pfarrer Albrecht Vey. Die beiden Geistlichen verbindet die Malerei. Schupp ist seit 1. August Pfarrer von St. Marien und der Fatimagemeinde im Kasseler Westen. „In den vergangenen Wochen hatte ich keine Zeit zum Malen“, sagt er zu seinem Start in der neuen Pfarrei. „Wir tauschen uns über die Malerei aus“, erklären Schupp und Vey.

Der dritte malende Geistliche in der Region ist der Gudensberger Pfarrer Janislaw Jalynski.

Im vergangenen Jahr haben Schupp und Vey im Pastoralverbund Seliger Adolph Kolping Kassel Süd – Baunatal eine Ausstellung in der Kirche St. Nikolaus von Flüe organisiert. Zum Pastoralverbundsfest waren Künstler der Kirchengemeinden eingeladen, Werke auszustellen. Auch die beiden Geistlichen beteiligten sich mit eigenen Gemälden.

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