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Mit diesem Gut ist nicht zu handeln
09.01.11

Mit diesem Gut ist nicht zu handeln

Bischof Algermissen bei Neujahrsempfang: Verkaufsoffene Sonntage zeigen „atemlose Gesellschaft“

Austausch von Neujahrswünschen und mahnende Worte des Bischofs: der Empfang im Speisesaal des Fuldaer Priesterseminars. Foto: Hans-Joachim Stoehr

Päpstliche Auszeichnung: Bischof Heinz Josef Algermissen (Mitte) mit Liselotte

Fulda (st). „Der Sonntag ist ganz und gar unbezahlbar.“ Beim Neujahsrsempfang im Fuldaer Priesterseminar warnte Bischof Heinz Josef Algermissen davor, den Tag „der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ auszuhöhlen oder gar ganz auf ihn zu verzichten.

Über 100 Vertreter aus Einrichtungen und der Verwaltung des Bistums, aus Verbänden und Gruppen sowie aus Politik und Wirtschaft kamen zum Empfang des Bischofs am ersten Tag des Jahres. Der Bischof appellierte an sie und an die Menschen im Bistum, den Aufrufen zu verkaufsoffenen Sonntagen nicht zu folgen. Aktueller Anlass war die Sonntagsöffnung in Geschäften der Gemeinde Petersberg am ersten Sonntag des Jahres 2011. Algermissen dankte dem Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller, dass er den Sonntag „nach seinen Möglichkeiten“ schütze.

Zu Kosten-Nutzen-Erwägungen, die von Wirtschaftsvertretern ins Feld geführt werden, meinte Algermissen: „Ein Verzicht auf den Sonntag nimmt dem Leben der Menschen mehr als noch so gute Verkaufszahlen je einbringen können.“ Der Bischof warnte: „Der Sonntag als gemeinsam gefeierter Ruhetag droht nachhaltig beschädigt zu werden.“

Algermissen erinnerte daran, dass der Sonntag vom Grundgesetz geschützt sei. Dieses allgemeine Gut sei nicht verhandelbar. Wer den Sonntag und seine Zeit den Marktinteressen opfere, gebe Wesentliches von dem auf, „was uns erst eigentlich zu Menschen werden lässt“. Bei den verkaufsoffenen Sonntagen werde die „Atemlosigkeit einer Gesellschaft, die sich selbst verloren hat, sichtbar“, so der Bischof.

Eine demütige Kirche, die um ihr Versagen weiß

Zu Beginn des Neujahrsempfangs nannte Generalvikar Gerhard Stanke als zentrale Aufgabe der Kirche „die Wiedergewinnung des Vertrauens, das durch vielfältige Fälle von sexuellem Missbrauch zerstört worden ist“. Er bedauerte, dass in der Vergangenheit die Wahrung des eigenen Ansehens oft wichtiger gewesen sei als die Sorge um die Opfer. Die Kirche müsse an Gott erinnern und dem Heil der Menschen dienen. Aus dem Geist des Evangeliums heraus müsse sie eine demütige Kirche sein, die um ihr Versagen weiß. „Glaubwürdigkeit können wir gewinnen, wenn die Menschen sehen, dass es der Kirche um Gott und die Menschen geht“, so der Generalvikar. Der Geist der Liebe Gottes müsse in der Kirche wichtiger sein als jede Selbstdarstellung.

Dialog und gemeinsame Wegsuche unverzichtbar

„Zuversicht trotz Krise.“ Unter dieses Leitwort stellte der Vorsitzende des Katholikenrats, Richard Pfeifer, seine Ansprache beim Empfang. Zu den Missbrauchsfällen betonte er: „Diese Vergehen und die Vertuschungsversuche von Verantwortlichen, sind für mich und für viele andere Menschen unakzeptabel.“ Das verlorene Vertrauen in die Kirche müsse durch ein „uneingeschränktes Glaubwürdigsein“ zurückgewonnen werden. Dies könne aber nur gelingen, „wenn Bischöfe, Priester und Laien, Ehrenamtliche und Hauptberufliche, auf authentische und enge Weise miteinander verbunden sind. Dialog und gemeinsame Wegsuche sind unverzichtbar“, so Pfeifer.

Trotz der Krise gebe es aber Grund zur Zuversicht, so Pfeifer, denn in den Pfarrgemeinden und Pastoralverbünden seien viele Menschen als „gute Geister“ aktiv. Er verwies auf Papst Benedikt XVI., für den Laien „als wirklich ,mitverantwortlich‘ für das Sein und Handeln der Kirche erkannt werden müssen.“ Pfeifer: „Wenn Laien sich nicht als Befehlsempfänger sehen, sondern mitverantwortlich für das Sein und Handeln der Kirche sind, übernehmen sie auch Verantwortung für ihren Glauben und ihre Kirche!“

Der Fuldaer Landrat Bernd Woide verwies auf viele „soziale Ängste“ der Menschen – trotz allem wirtschaftlichem Optimismus. Durch Gesetzestätigkeit könne man diese Ängste nicht nehmen.

Personen

Papst ehrt Liselotte Sorg und Pfarrer Elmar Gurk

Am Ende des Neujahrsempfangs gab Bischof Algermissen zwei päpstliche Ehrungen bekannt. Für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement wurde Liselotte Sorg aus Stadtallendorf- Niederklein mit dem Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ (Für Kirche und Papst) ausgezeichnet. Ordinariatsrat Elmar Gurk, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Diözesancaritasverbands, wurde von Benedikt XVI. zum „Päpstlichen Ehrenkaplan“ (Monsignore) ernannt.

Liselotte Sorg (77) schied vor wenigen Wochen aus ihrer Tätigkeit als Vorsitzende des Seniorenwerks im Bistum aus – nach 14 Jahren. Über 42 Jahre war sie ehrenamtliche Chorleiterin in den Kirchengemeinden Schöneck, Niederklein und Wanfried. Auch in der Bildungsarbeit für Behinderte und in der Frauenarbeit war die langjährige Haushälterin von Pfarrer Anton van’t Walderveen aktiv. Besonders wichtig ist ihr die Bildung alter Menschen. Ihr Anliegen ist, Senioren eine Lobby zu schaffen. Sie bot zahlreiche Seminare zu Psychomotorik und Gedächtnistraining an.

Monsignore Elmar Gurk (57) stammt aus dem nordhessischen Gudensberg. Nach Kaplansjahren in Rasdorf, Somborn und St. Maria Kassel wurde er 1982 Pfarrer in Ungedanken. 1992 wechselte Gurk in die Pfarrei St. Elisabeth Fulda. Von 1995 bis 2002 war er Diözesanpräses des Kolpingwerks. Im April 2009 wurde der Geistliche zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats des Caritasverbands für die Diözese ernannt. Seit August 2010 ist Gurk Moderator des Pastoralverbunds „St. Bonifatius Fulda“. (bb)

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