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Im Festkleid und in Wanderschuhen wallen
13.06.10

Im Festkleid und in Wanderschuhen wallen

Bonifatiusfest zieht Pilger an – Gäste aus Afrika, den Niederlanden und Italien – Teilnehmer von Ministrantentag und Cartellversammlung des CV auf dem Domplatz

 

Ausgabe 24 vom 13. Juni

Rucksäcke über Messdienergewändern: Ministranten ziehen vor der Messfeier über den Domplatz. Foto: BDKJ Fulda

Helfer von KAB und Kolping: An den Ständen in der Domdechanei gibt es Bratwürste und kalte Getränke. Foto: Uli Beinhauer

Mit Bananen und Ananas in den Schalen: Afrikanische Frauen bringen Gaben in einer Prozession zum Altar. Foto: Arnulf Müller

Festprediger: Bischof Franz- Peter Tebartzvan Elst (rechts) und die Weihbischöfe Johannes Kapp und Karlheinz Diez (von links). Foto: Arnulf Müller

Fulda (ez/st). Über 14 000 Menschen im Halbrund um das Altarpodest auf dem Fuldaer Domplatz feiern den Bistumspatron – mit Pauken und Trompeten, afrikanischen Trommeln und Tänzen.

Zum Glockengeläut von den Domtürmen ziehen die Wallfahrtsgruppen in Richtung Bonifatiusgrab.

Vor dem Beginn des Pontifikalamts erreichen sie über die Freitreppe die Kathedralkirche mit der Gruft des Apostels der Deutschen. Vor dem Gotteshaus suchen die Wallfahrer einen Sitzplatz – am liebsten im Schatten unter den Kastanienbäumen um die Dombalustrade. Oft vergeblich, denn die schattigen Stellen sind bereits von anderen Pilgern belegt. Picknickdecken und Isoliermatten werden auf den Grünflächen ausgelegt, Klapphocker aufgestellt, Sonnenhüte, Kappen oder Tücher drapiert. Bunte Fahnen, die Messdiener bei den Prozessionen der Pfarreien getragen haben, lehnen an den Mauern am Rand des Domplatzes. Oder die Fahnen liegen eingerollt mit Ministrantengewändern, Rucksäcken und Mineralwasserflaschen auf den Grünflächen.

Immer mehr Menschen treffen ein: die einen schon seit frühesten Morgenstunden in Wanderschuhen unterwegs und froh über eine Pause am Ziel. Die anderen frisch und festlich gekleidet.

Sanitäter der Malteser eilen über den Domplatz, bahnen sich mit Tragen den Weg zu Gottesdienstteilnehmern. Die Helfer sind miteinander über Funk oder Handzeichen verbunden.

Zehn Minuten vor Beginn der Messe stellt Domdechant Werner Kathrein angemeldete Gäste einander vor: aus allen Regionen mit Schwerpunkten in Stadt und Landkreis Fulda. Fahrradwallfahrer sind aus Bad Hersfeld/Eschwege, Hauswurz und Hilders-Batten gekommen. Fußpilgerguppen sind teils mehrere Tage unterwegs, wie die fast 100 Teilnehmer der Freigerichter Wallfahrt.

Die Amöneburger Stiftsschule St. Johann hat eine Abordnung von Schülern und Lehrern geschickt. Aus Italien begrüßt Kathrein die „Amici Como – Fulda“, aus Uganda einen Chor und Pilger der Diözese Hoima. Aus den Niederlanden heißt er 40 Gäste der Diözese Groningen – Leeuwarden willkommen, zu der Dokkum gehört, wo Bonifatius vor 1256 Jahren den Märtyrertod erlitt. Kathrein begrüßt Repräsentanten der Stadt und des öffentlichen Lebens sowie Vertreter des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). Die farbentragenden Chargen und „Alten Herren“ nehmen an der bundesweiten Cartellversammlung des CV teil. Das Bonifatiusfest ist Höhepunkt des Treffens. Dazu sagt Algermissen: „Mehr geht nicht in Fulda.“

Musikvereine bilden ein großes Instrumentalensemble

Pauken und Blasinstrumente wecken die Aufmerksamkeit für den Einzug der Bischöfe und Priester. Vor den Geistlichen ziehen Bannerträger über den Domplatz. Die Musikvereine Künzell, Steinhaus und Zella haben sich zu einem 150-köpfigen Orchester zusammengeschlossen, das Regionalkantor Ulrich Moormann (Fulda) leitet. Der Jugendkathedralchor (Leitung: Franz-Peter Huber) singt das Lied „Eingeladen zum Fest des Glaubens“. Im Gesang wird die Szenerie auf dem Platz beschrieben: „Und so kamen sie in Scharen, brachten ihre Kinder mit ...“ Oft sind drei Generationen beim Fest der Bistumsfamilie dabei.

„Es ist ein großes Geschenk für mich, Sie heute morgen hier zu sehen“, ruft Bischof Heinz Josef Algermissen den Menschen zu, die sich auf dem Domplatz versammelt haben. Dort zeige sich eine bunte Kirche, zwar für den Tag angekommen am Grab des heiligen Bonifatius, aber noch immer auf dem Weg. Ein solches Fest sei nach den Schatten der vergangenen Monate „der notwendige Glanz unserer Kirche.“ Das mache ihr „so niemand nach“.

Mit schwungvollem Tanz in farbenfroher Kleidung bringt eine Gruppe aus Uganda das Evangelienbuch in einer Schale zum Altarpodest. Die Trommelmusik und der Gesang hallen auf dem Domplatz wider und setzen vor allem einige jüngere Gottesdienstteilnehmer in Bewegung. Bei der Gabenprozession bringen die Afrikanerinnen tropische Früchte zum Altar. Die Schalen mit Ananas und Bananen tragen sie auf dem Kopf. Zudem ist eine große Gruppe von Ministranten bei der Gabenprozession dabei.

Afrikanische Priester im Bistum ein Lebenselixier

Die Gäste aus Afrika sind für Algermissen ein großes Geschenk an die deutsche Kirche. Diese sei „ein wenig unbeweglich, starr und alt geworden“. Wo afrikanische Mitbrüder Dienst in Gemeinden des Bistums täten, seien sie „Lebenselixier“.

Menschenmassen auf dem Domplatz, die typischen Klänge eines solchen Feiertags in den Straßen der Stadt, die prachtvolle Wirkung der Stoffe und Edelmetalle rund um den Altar, die Gerüche von Weihrauch bis Wallwurst – diese äußeren Wahrnehmungen lösen inneres Geschehen aus. An solchen Tagen sammeln sich Empfindungen, Erinnerungen und Einsichten.

Das Bonifatiusgrab in Fulda bleibt für viele ein Ort mit besonderer Atmosphäre, an dem sie auf Antworten hoffen und Kraft schöpfen. Bischof Algermissen räumt ein, er habe „in den letzten vier Monaten mehr als in acht Jahren vorher“ am Grab des Apostels der Deutschen gefragt, wie sich dem gegenwärtigen Vertrauensverlust der Kirche begegnen lasse. Im geistigen Zwiegespräch habe er folgende Impulse gewonnen: „Vieles erdulden, ganz vieles aufarbeiten, am allermeisten die Menschen zu Christus hinführen und bloß die Kirche nicht verlassen!“

Am Ende des Gottesdienstes tritt Reinhard Brussmann, Hauptdarsteller des Musicals Bonifatius in Fulda, im weißen Gewand auf. Vom Altarpodest aus singt er den Titel „Gib mir Kraft!“.

Pilger setzen sich beim Gesang des Musicalstars in Bewegung. Ihr Ziel ist die Domdechanei. Dort haben 64 Helfer von KAB und Kolping Bratwürste, Steaks sowie kalte Getränke vorbereitet. Generalvikar Gerhard Stanke und Seminaristen bieten Pilgern nach der „geistlichen“ Stärkung einen „geistigen“ Trunk an. Schwungvolle Musik von Blaskapellen sorgt für heitere Stimmung. Eine der Kapellen ist der Musikverein Steinau-Steinhaus mit 110 Musikern. Der Verein begeht in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Stichwort

Konzelebranten

Den Festgottesdienst auf dem Domplatz feiert Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit den Bischöfen Franz- Peter Tebartz-van Elst (Limburg), Bischof Gerard de Korte (Groningen– Leeuwarden, Niederlande), Bischof Anthony Adaji (Idah, Nigeria) sowie den Weihbischöfen Karlheinz Diez und Johannes Kapp. Mit am Altar stehen auf dem Podest vor dem Domportal Generalvikar Gerhard Stanke und der Seelsorger des Cartellverbands CV, Domkapitular Ulrich Bonin (Berlin). Aus den Niederlanden sind die Pfarrer Paul Verheijen und Jan Alfink dabei. Don Giovanni Battista Quadri begleitet eine Gruppe aus Como. Die Priester Rogers Birija und Joseph Ndiraba kommen aus dem Bistum Hoima in Uganda (Ostafrika).

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