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Welcher Umgang mit Geld ist moralisch?
20.12.09

Welcher Umgang mit Geld ist moralisch?

Der Moraltheologe Gerhard Stanke aus Fulda erläutert aussagekräftige Passagen aus dem Neuen Testament

Ein Vermögen und ein Herz, das sich vor den Nöten der Mitmenschen verschließt, passen nicht zusammen, sagt der Moraltheologe Gerhard Stanke und beruft sich dabei auf das Johannesevangelium. Foto: privat

Generalvikar Gerhard Stanke (Fulda) äußert sich zum Thema „Umgang mit Geld und Moral“. Von 1991 bis 2004 hatte Professor Stanke den Lehrstuhl für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Fulda inne.

Ich möchte auf biblische Aussagen zurückgreifen, um zu dieser Frage „Welcher Umgang mit Geld ist moralisch?“ etwas zu sagen.

Zunächst: Geld ist ein Mittel, es darf nicht zum Ziel werden. Die Anhäufung von Geld, nur um immer mehr Geld zu haben, das heißt die Versuchung zur Vermehrung des Geldes an sich, macht es zum Ziel und ist deshalb fragwürdig.

Dazu fällt mir das Beispiel ein, das Jesus im Lukas-Evangelium erzählt: „Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegt er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast Du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruhe Dich aus, iss und trink und freu Dich des Lebens. Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurück fordern. Wem wird dann all das gehören, was Du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ (Lukas 12,16-21)

Geld ist ein Mittel. Es kann für sehr viele verschiedene Ziele eingesetzt werden. Es ist zunächst ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, für sich selbst bzw. für die Familie. Es ist auch ein Mittel, um sich die Wünsche zu erfüllen, die der Einzelne an ein für ihn sinnvolles Leben stellt. Es ist ein Mittel, um für das Alter, das heißt generell für die Zukunft vorzusorgen.

Es ist auch sinnvoll, Geld anzulegen, um von den Erträgen dann Projekte oder Vorhaben zu finanzieren. Außerdem kann man natürlich Geld gegen Zinsen den Kreditinstituten zur Verfügung stellen, damit sie anderen Darlehen gewähren können.

Geld ist in der Wirtschaft auch ein Mittel für Investitionen, um noch mehr zu produzieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Geld ist aber auch ein Mittel, um Menschen zu helfen, die auf Hilfe angewiesen sind. Das kann durch private Initiative geschehen, und es geschieht auch über Steuern und Sozialabgaben. Hier leistet der Einzelne seinen Beitrag, um gesellschaftliche Solidarität zu ermöglichen.

In all dem wird deutlich, dass in dieser Frage ein großer Spielraum für die Entscheidung des Einzelnen vorliegt. Wie viel jemand für welche Ziele einsetzt, lässt sich nicht von außen festlegen. Das liegt im Ermessen des Einzelnen.

Für den, der sich an der Botschaft Jesu orientiert, gilt als Herausforderung ein Wort aus dem 1. Johannesbrief: „Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben? Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1 Johannes 3,17f)

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