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Barockposaunen im Jesuitenkolleg
12.09.10

Barockposaunen im Jesuitenkolleg

Tag des offenen Denkmals: Konzert in der Kapelle des Fuldaer Vonderau Museums

 

Ausgabe 37 vom 12. September

Mit Notenbuch aus dem 16. Jahrhundert: Dr. Berthold Jäger und Ulrich Moormann in der Bibliothek des Fuldaer Priesterseminars. Foto: Stoehr

Fulda (st). Die Musik passt zum Ort des Geschehens. In der Kapelle des Fuldaer Vonderau Museums erklingen Werke aus Fuldaer Musikdrucken des 16. Jahrhunderts. Damals war der heutige Museumsbau ein Kolleg der Jesuiten. Anlass für das Konzert ist der „Tag des offenen Denkmals“ am 12. September.

Die Idee zu der Aufführung hatte Regionalkantor Ulrich Moormann (Fulda). Das Notenbuch ist ein für die damalige Zeit typischer Sammeldruck. Er enthält Werke bekannter Komponisten wie Orlando di Lasso (1532 – 1594), Adrian Willaert (1490 – 1562) sowie Jakobus Regnart (1540 – 1599).

Das Notenbuch zählt zum Bestand der Bibliothek im Bischöflichen Priesterseminar Fulda. Dessen Leiter Dr. Berthold Jäger zeigt auf einen handschriftlichen Eintrag auf der ersten Seite des Buchs. „Ex collegio societatis Jesu fuldensis. Anno Domini 1588“ ist dort zu lesen. „Das stammt vom Besitzer und bedeutet: Ich bin aus dem Jesuitenkolleg“, so Jäger.

Musikalisches Abendgebet zum Fest Mariä Namen

Moormann hat eine Marienvesper (Abendgebet) aus den Werken des Notenbuchs zusammengestellt. Der Grund: Am 12. September feiert die Kirche das Fest Mariä Namen. Bei der Aufführung werden vier Gesangssolisten von Musikern begleitet, die Barockposaunen spielen.

Die Wahl von Posaunen zur Begleitung der Sänger orientiert sich an geschichtlichen Quellen. Moormann verweist auf ein sogenanntes „Musikinventar“ der Kasseler Hofkapelle aus dem Jahr 1638. Darin sind Noten und Instrumente aufgelistet, die beim „Fuldaer Bücherraub“ 1632 von Fulda nach Kassel gebracht wurden. Genannt werden auch die „fuldisch posaunen“.

Der Bücherraub geschah im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648). Die protestantischen Landgrafen in Kassel unterstützten den Schwedenkönig Gustav Adolph, die Fuldaer Fürstäbte hingegen den katholischen Kaiser. Als das Heer der Protestanten die Oberhand gewann, kam das Hochstift unter die Herrschaft der Landgrafen von Kassel. „Sie setzten getreue Protestanten auf wichtige Posten in Fulda“, erläutert Dr. Jäger. Zwei Jahre später wendete sich das Blatt und das Gebiet der Fürstabtei wurde von den kaiserlichen Truppen zurückerobert – die entwendeten Bücher blieben aber in Kassel.

50 Jahre vor dem Bücheraub erlebte das Hochstift Fulda ebenfalls unruhige Zeiten. Fürstabt Balthasar von Dernbach (1570 bis 1576 und 1602 bis 1606) hatte die Jesuiten 1573 in seine Residenzstadt geholt. Sie sollten die Anhänger der Reformatoren zurückdrängen und den katholischen Einfluss im Hochstift stärken. Dies hatte Folgen für ihn: 1576 wurde er unter Androhung von Gewalt von seinen Gegnern im Fuldaer Stiftskapitel sowie vom Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn gezwungen, auf sein Amt zu verzichten. Nach zwei Jahren wurde dem abgesetzten Abt erlaubt, auf Schloss Bieberstein in der Rhön zu wohnen. „Von dort versuchte er erfolgreich, immer wieder in Fulda hineinzuregieren“, erklärt Dr. Jäger.

Seminar für den Nachwuchs aus adligen Familien

Abt von Dernbach gelang es, 1584 in Fulda ein päpstliches Seminar gründen zu lassen, das von den Jesuiten geführt wurde. Der Orden war auch nach der Resignation des Abts weiterhin in Fulda tätig. Gedacht war die Bildungseinrichtung für Mitglieder aus adligen Familien. „Ziel war die Versorgung der Adligen mit kirchlichen Posten: Abt, Propst, Marschall. Deshalb schickten auch Protestanten ihre Kinder zu den Jesuiten“, so Jäger.

Am Tag des offenen Denkmals ist die Kapelle im Fuldaer Vonderau Museum von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Konzert „Musik aus dem Jesuitenkloster“ beginnt um 15.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

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