Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Wie viel Verantwortung trägt der Mensch?
21.03.10

Wie viel Verantwortung trägt der Mensch?

Philosoph Peter Janich eröffnet Vortragsreihe zum 125-Jährigen Bestehen der Stiftsschule

Amöneburg (ds). Der Urwaldmensch Mogli und der Schiffsbrüchige Robinson Crusoe – beide sind Menschen. Und doch unterscheiden sie sich. Über die Verantwortlichkeit von Menschen für ihr Handeln sprach der Marburger Philosoph Peter Janich an der Amöneburger Stiftsschule. Der Abend bildete den Auftakt einer Vortragsreihe zum 125-jährigen Bestehen der Bistumsschule.

Folgt menschliches Verhalten den Gesetzen von Ursache und Wirkung? Hat der Mensch Verantwortung? Wenn ja – wo beginnt sie? Um diese Fragen zu beantworten, stellte der emeritierte Professor der Philipps-Universität Marburg zwei Weltsichten und Menschenbilder gegenüber.

Ausgangspunkt für Janichs Überlegungen waren zwei „Bildund Bildungsbegriffe“. Mit der „Abbildung von Etwas“ beschäftigen sich die Naturwissenschaften, mit dem „Vorbild für Etwas“ die Kultur- oder Geisteswissenschaften. Der eine Bildungsbegriff lasse sich in den Kategorien „richtig oder falsch“, der andere nur in „gerecht oder unpassend“ fassen.

Was macht den Menschen aus? Was unterscheidet ihn vom Tier? Janich verwies auf den griechischen Philosophen Aristoteles (384 bis 322 vor Christus). Für diesen stehe der Mensch über dem Tier, da er sich in seinen Eigenschaften vom Tier unterscheidet. Der Mensch habe zwar alle tierischen Merkmale, darüber hinaus aber weitere Eigenschaften wie Vernunft, Sprache oder Rechnen. Diese grenzen ihn von den Tieren ab.

Den Unterschied zwischen Natur und Kultur verdeutlichte der Philospoph an einer Marmorstatue. „Eine Marmorstatue hat alle physikalischen Eigenschaften von Marmor. Also ist sie Teil der Natur. Gleichzeitig ist sie aber ein vom Menschen geschaffenes Objekt. Somit wurde ein Eingriff in die Natur vorgenommen.“ Natur- und Kulturwissenschaften seien allerdings miteinander vereinbar. Die Marmorstatue habe natürliche Eigenschaften, aber auch vom Menschen verursachte künstlerische Eigenschaften.

Den Unterschied zwischen Natur und Kultur beschrieb Janich am Beispiel der literarischen Gestalten des Mogli und Robinson Crusoe. Er lud seine Zuhörer ein, sich Mogli und Robinson als eineiige Zwillinge vorzustellen. „Mogli wächst unter Tieren auf, lernt dadurch, sich wie ein Tier zu verhalten. Robinson wächst in England auf, lernt Fähigkeiten, die Mogli nicht erreichen kann: Laufen, Sprechen, Lesen. Er lernt und erfährt, wie Menschen handeln“, erläuterte der Philosoph. „Angenommen, beide lebten völlig isoliert, begingen dann einen Mord, weswegen sie gerichtet werden sollten. Wer von ihnen ist schuldfähig und wer nicht?“ Für Janich ist Mogli nicht schuldfähig. „Er ist unter Tieren aufgewachsen und ihm fehlen menschliche Werte.“ Crusoe hingegen sei in der menschlichen Gesellschaft groß geworden. „Er ist schuldfähig, weil er die Konsequenzen seines Handelns voraussehen kann.“

Janich betonte, der Mensch werde nur in menschlicher Gemeinschaft zum Menschen. Daraus folgerte er auf eine wichtige Funktion der Schule. Sie solle nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch bilden. „Urteilsfähigkeit gehört zu den wichtigen Eigenschaften eines gebildeten Menschen.“

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Vor dem Peterstor 2
36037 Fulda
Tel. 0661 / 9724-0
Fax 0661 / 79652
Mail: fulda@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de