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Anderer Blick hilft neu zu sehen
18.10.09

Anderer Blick hilft neu zu sehen

Gemeindeberater von Bischof Algermissen beauftragt – Sechs neue „Kundschafter“

Bischof Heinz Josef Algermissen und Prälat Rudolf Hofmann (rechts) mit den neuen Gemeindeberatern: Peter Göb, Andreas Groher, Birgit Imgram, Ernst-Joachim Jost und Doris Pausch (von links). Inge Männig ist nicht abgebildet, sie war verhindert. Foto: Dietmar Kuschel

Gute Unterhaltung, hausgemacht: Pfarrer Norbert Lomb begleitet am Flügel seine singenden Kolleginnen und Kollegen. Die sechs Gemeindeberater wurden im Jahr 2006ausgesendet. Foto: Dietmar Kuschel

Fulda (dk). Die Welt wird komplizierter, stellt Andreas Watzek fest, und damit werde auch der Dienst in den Gemeinden schwieriger. Um diese Umbrüche bewältigen zu können, brauche es Fachleute für Veränderungsprozesse in der Kirche. Für das Bistum Fulda sind sechs weitere Gemeindeberater ausgebildet worden. Insgesamt gibt es jetzt zwölf.

Von Umbrüchen, Visionen und Veränderungen im Bistum und in den Gemeinden ist bei der Beauftragungsfeier der neuen Gemeindeberater im Bonifatiushaus wiederholt die Rede. Bei der heiligen Messe in der Kapelle, die Bischof Heinz Josef Algermissen mit Prälat Rudolf Hofmann feiert, und auch danach im Grünen Saal, als es um Rückblick und Ausblick der Gemeindeberatung geht.

„Umbrüche fordern heraus, aber es kommt darauf an, wie wir aus dem Glauben heraus mit ihnen umgehen“, sagt der Bischof. Denn vor jeder Veränderung von Strukturen gehe es um die Vertiefung der Spiritualität, die all dem zugrunde liege. „Wachsen wir an den Herausforderungen oder resignieren wir vor ihnen?“ Das sei eine sehr geistliche Frage.

„Die Bewertung der derzeitigen Entwicklung hängt entscheidend von einem theologischspirituellen Verständnis dessen ab, was Ortskirche bedeutet“, sagt der Bischof. Gerade für Priester, Gemeindereferentinnen und Pastoralreferenten sei eine Überprüfung des Kirchen- und Gemeindebilds notwendig, wenn es nicht zu folgeschweren Missverständnissen und damit verbundenen Blockaden kommen solle. Algermissen macht deutlich, dass „Ortskirche“ und „Gemeinde vor Ort“ nicht gleichgesetzt werden dürften. Eine Pfarrei dürfe sich nicht als „Mikrokosmos der ganzen Kirche“ verstehen, in der alle Lebensvollzüge präsent zu sein hätten: von den Gottesdiensten bis zur Gemeindekatechese, von der Jugendarbeit bis zur Altenpastoral, von den Bildungsangeboten bis zur Begleitung in Grenzsituationen, von den Helferkreisen bis zu Hausbesuchen.

„Wenn dann irgendetwas von alledem nicht oder nicht mehr zu realisieren war, hat dies bei Priestern wie Laien automatisch ein schlechtes Gewissen erzeugt“, stellt Algermissen fest. „Und im Gefolge davon Frustration und Resignation.“ Dabei habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) mit Ortskirche nicht die Pfarrei sondern das Bistum als Teilkirche gemeint, in dem nicht alles gleichzeitig geschehen müsse, sondern sich in den Grundbereichen Verkündigung, Liturgie und Diakonie die verschiedensten Glaubenszeugnisse und Lebensvollzüge gegenseitig ergänzen und stützen können. Eine Gleichsetzung von Pfarrei und Ortskirche sei aufzugeben. Algermissen: „Diese Verkürzung ist im Grunde eine schwere Belastung.“ Damit sei die Überforderung vorprogrammiert.

Zusätzliche Arbeit zum normalen Dienst

Die neuen Gemeindeberater, sechs Männer und Frauen, Pfarrer, Gemeindereferentinnen und Pastoralreferenten, haben sich neben ihren hauptamtlichen Diensten zu dieser zusätzlichen Arbeit bereit erklärt, um Lernpartner zu sein für Gemeinden, die einen Beratungsprozess möchten.

Andreas Watzek aus dem Erzbistum Paderborn, der als Kursleiter zur Verfügung stand und Sprecher der Bundeskonferenz Gemeindeberatung ist, hebt hervor, dass der Gemeindeberater in ein „fremdes System“ kommt und allein dadurch sich etwas im „System“ verändere. Der „andere Blick“ des Beraters erleichtere es den Gemeinden, neue Wege zu erkennen.

Bei der Gemeindeberatung gehe es „eben nicht nur um Konfliktberatung“, auch wenn dies häufi g vermutet werde, sagt Ernst-Joachim Jost, Referent für Gemeindeberatung im Fuldaer Seelsorgeamt. Gemeindeberatungen sollten nicht erst dann in Anspruch genommen werden, wenn in der Gemeinde „rein gar nichts mehr läuft“. Gemeindeberater kämen auch gern, um neue Projekte mit anzustoßen.

Ulla Stollenwerk, Kursleiterin aus Köln, kann nachvollziehen, dass es für manches Gemeindemitglied schwer sein kann, plötzlich neue Wege zu gehen, wenn jahrzehntelang gemeindlicher Dienst mit Herzblut getan wurde. Da reiche es nicht aus, Gemeindemitgliedern nur Visionen vorzustellen. Von Altem könne man sich leichter trennen, wenn das Neue Besseres verheiße.

Johannes Smykalla (Mainz), der das Bistum Fulda bei der Gemeindeberatung berät, stellt heraus, dass Gemeindeberatung immer ein „Suchen nach Ressourcen“ ist.

Kirche in „Umbrüchen der Gegenwart“

Bischof Algermissen sieht die Kirche in den „Umbrüchen der Gegenwart“. „Auf unserem Weg in eine noch unbekannte Zukunft stehen wir vor bislang nicht gekannten Herausforderungen.“ Um gesicherte Erkenntnisse über den weiteren Weg zu gewinnen, brauche es dringend „Kundschafter“. Er bezeichnet die Gemeindeberater als Pioniere. „Ich setze auf sie und ihre erworbenen Kompetenzen.“

Die ersten sechs Gemeindeberater haben vor etwa fünf Jahren ihre Ausbildung begonnen. Inzwischen haben die Gemeindeberater im Bistum fast alle 48 Pastoralverbundsräte aufgesucht, um ihren Dienst vorzustellen. Insgesamt wurden 14 Beratungsprozesse durchgeführt. Ein solcher Prozess dauert ein halbes bis zu einem Jahr. Es fi nden jeweils vier bis sechs Treffen statt.

Ernst-Joachim Jost Referent für Gemeindeberatung Telefon 06 61 / 87 - 2 63

Zur Person

Sechs Neue

Von 2006 bis 2008 haben sechs Gemeindeberater und Gemeindeberaterinnen des Bistums den gemeinsamen Ausbildungskurs der norddeutschen Diözesen „Zusatzqualifikation in Organisationsentwicklung und Gemeindeberatung“ absolviert. Es sind: Peter Göb (Pfarrer), Andreas Groher (Pastoralreferent), Birgit Imgram (Gemeindereferentin), Ernst-Joachim Jost (Referent für Gemeindeberatung), Inge Männig (Gemeindereferentin) und Doris Pausch (Gemeindereferentin).

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