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Alte Priester im Büro des Bischofs
27.02.11

Alte Priester im Büro des Bischofs

Regens aus dem Bistum Hoima erkundet moderne Altenbetreuung in Hünfeld

 

Ausgabe 9 vom 27. Februar 2011

Besichtigung: Pfarrer Joseph Bigirwa (zweiter von links) lässt sich von Pflegedienstleiterin Helene Bergen (links) und Verwaltungsleiter Chris Heumüller (rechts) Funktion und Aufbau einer Hausgemeinschaft erläutern. Michaela Schneider (zweite von rechts) übersetzt.

Haut auf die Pauke: Joseph Bigirwa trommelt und singt zum Lobe Gottes nach der Messe im Seniana St. Ulrich. Pfarrer Eugen Kutzka (von links) sorgt dafür, dass auch jeder Ton gehört wird. Foto: Günter Wolf

Hünfeld (gw). Eine lebendige Begegnung mit der Weltkirche hatten die Bewohner des neuen Seniorenheims Seniana St. Ulrich. Der Regens im ugandischen Bistum Hoima, Joseph Bigirwa, besuchte die Einrichtung, um sich über moderne Seniorenbetreuung zu informieren.

Der langjährige Hausseelsorger, Pfarrer Eugen Kutzka, hatte den Gast aus dem ostafrikanischen Land eingeladen. Neben einem Einblick in die Einrichtung, die in sechs Hausgemeinschaften zu jeweils zwölf Personen organisiert ist, feierte Pfarrer Joseph mit den Bewohnern die Eucharistie. Begleitet wurde er vom Missionsreferenten des Bistums, Sturmius Schneider, und dessen Frau Michaela, die wiederholt in Uganda tätig war und für Joseph Bigirwa übersetzte.

Der Geistliche aus Uganda hat einen sehr speziellen Auftrag seines Bischofs Deogratias Muganwa Byabazire. Als Leiter des Priesterseminars in Hoima soll er sich nicht nur um den Priesternachwuchs, sondern auch um die Lebenssituation der alten, zum Teil auch kranken und behinderten Priester kümmern.

„Die Situation in Uganda ist, wie in den meisten afrikanischen Ländern, dass grundsätzlich die Familien für die Versorgung der Alten einstehen“, so Missionsreferent Schneider. „Allerdings stehen die Priester vor einem Problem, wenn sie wegen ihres hohen Alters oder weil sie krank geworden sind, nicht mehr in der Seelsorge tätig sein können“, berichtet Pfarrer Joseph. Im Büro des Bischofs sitzen alte und kranke Priester und werden vom Bischof und seinen Helfern betreut, weil sich niemand um diese Geistlichen kümmert. Der Grund: Die alten Priester wissen nicht, wohin sie gehen sollen nach ihrem Dienstzeitende.

Einrichtungen, die die Ruhestandgeistlichen versorgt, gibt es nicht. Diesen sozialen Missstand will der Bischof von Hoima beseitigen, zunächst für seine Priester. Deswegen hat er Joseph Bigirwa nach Deutschland gesandt, um sich über Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen für alte Menschen zu informieren. Bischof Deogratias Muganwa Byabazire hat bei Besuchen das frühere Kreisaltenheim St. Ulrich und dessen Seelsorger Pfarrer Kutzka kennengelernt.

„Die Struktur des neuen Seniana St. Ulrich in Hausgemeinschaften dürfte der sozialen Kultur der Menschen in Uganda am ehesten entsprechen“, ist Pflegedienstleiterin Helene Bergen überzeugt. Gemeinsam mit Verwaltungsleiter Chris Heumüller führte sie den Gast durch das Haus und erläuterte das Konzept.

In der Küche wird gemeinsam gegessen

Die Senioren leben nicht abgeschottet in ihren 30 Quadratmeter großen Apartments, die jeweils über eigene Nasszellen verfügen. „Aufgebaut wie eine Wohnung bilden die Apartments sowie ein gemeinsamer Aufenthaltsraum und eine Gemeinschaftsküche die räumliche Einheit einer Hausgemeinschaft“, erläuterte Heumüller. In der Gemeinschaftsküche wird nicht nur gemeinsam gegessen. „Die Bewohner sind bei der Essenszubereitung dabei bei und können im Rahmen ihrer Möglichkeiten mithelfen“, so Bergen. Die Mitarbeiterinnen sind so ausgebildet, dass sie neben den betreuenden und pflegenden Aufgaben auch die Essenszubereitung beherrschen. Außerdem sind die Mitarbeiterinnen darin geschult, bei den täglichen Kon-flikten zwischen den Bewohnern, wie sie in jeder Gemeinschaft oder Beziehung vorkommen, zu vermitteln – „eben wie in einer richtigen Familie“, so Heumüller.

Pfarrer Joseph schaute sich in den großzügig ausgestatteten Apartments um, in die er von den Bewohnern freundlich eingeladen wurde. Dabei erfuhr er auch, wie die Senioren durch künstlerische und andere gemeinsame Freizeitaktivitäten sinnvoll beschäftigt werden. Die hochbetagte und im Rollstuhl sitzende Melitta Hellmann zeigte stolz dem afrikanischen Gast die von ihr gefertigten Gruß- und Glückwunschkarten. „Nehmen Sie sie mit, die passen gut auch zu Taufen und Geburtstagen“, sagte Melitta Hellmann, als sie dem Gast aus Afrika einige der von ihr angefertigten Grußkarten als Geschenk überreichte.

Dass die Bewohner den Gast aus Uganda so freundlich aufnahmen, lag auch an der gemeinsam mit den Bewohnern gefeierten Sonntagsmesse. Sie wurde zweisprachig, in Englisch und Deutsch, gehalten. Pfarrer Kutzka war es dabei ein besonderes Anliegen, dass die Hausbewohner auch „einen Hauch von Weltkirche“ erlebten. „Wenn Priester oder Gläubige der afrikanischen Kirchen nach Deutschland oder Europa kommen, haben die bei unseren Gottesdiensten immer den Eindruck, sie wären auf einem ,Tröster‘ gelandet. In den afrikanischen Kirchen wird viel temperamentvoller und mitreißender Gottesdienst gefeiert“, sagte er.

Zwei ugandische Lob- und Danklieder gesungen

Pfarrer Joseph, der in seiner englisch gesprochenen Predigt nicht nur über sein Land und die Seelsorge in Uganda erzählte, ließ sich nicht lange bitten. Am Ende der Messe hielt er eine zweiseitig bespielbare Trommel (Bigirwa: „Unsere afrikanische Orgel“). Die schlug er rhythmisch und sang dazu zwei ugandische Lob- und Danklieder.

Seniana St. Ulrich Hünfeld, Telefon 0 66 52 / 96 86 – 29, 0 66 52 / 96 86 – 30. Internet: www.mediana.de

Stichwort

Bistum Hoima

Die Diözese Hoima in Uganda ist Partner des Bistums Fulda. Sie gehört zur Kirchenprovinz Mbarara. Die Bischofsstadt Hoima liegt 200 Kilometer nordwestlich der ugandischen Hauptstadt Kampala. Dritter Diözesanbischof des 1965 von Papst Paul VI. errichteten Bistums ist seit dem Jahre 1991 Deogratias Muganwa Byabazire.

Im Bistum Hoima gibt es 35 Pfarreien, die sich über eine Fläche von 17 200 Quadratkilometern verteilen. Von den 1,479 Millionen Menschen, die dort leben, sind 781 000 Katholiken. Sie werden von 107 Diözesan- und zwölf Ordenspriestern seelsorglich betreut. Außerdem wirken im Bistum Hoima 17 Ordensbrüder und 148 Ordensschwestern. Liturgiesprache ist neben Englisch auch die Eingeborenensprache Swahili. Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in Uganda beträgt mit 11,628 Millionen Katholiken etwa 43 Prozent. 26 Prozent gehören anderen christlichen Religionen an, vor allem der Anglikanischen Kirche. Fünf Prozent sind Muslime und 29 Prozent sind Anhänger von Naturreligionen.

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