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Sie fiebern „Jahresausflug“ entgegen
05.09.10

Sie fiebern „Jahresausflug“ entgegen

Seit 1949: Katholiken aus Oberhessen wallen an Mariä Himmelfahrt zum Maria Ehrenberg

 

Ausgabe 36 vom 5. September

Organisieren die Wallfahrt: Katharina Dörr (links) und Hedwig Preis vor der barocken Muttergottes- Statue in der Roßdorfer Pfarrkirche. Foto: Günter Slany

Anno 1971 in Tracht: Katharina Dörr mit ihrer Tante Rosine Preis, ihrer Mutter Gertrud Bieker sowie Gertrud Fischer (von links) vor dem Seitenportal der Wallfahrtskirche auf dem Maria Ehrenberg. Foto: Archiv

Amöneburg-Roßdorf (st). Die Wallfahrt war zugleich der Jahresausflug – vor allem nach dem Krieg. Seit über 60 Jahren pilgern Katholiken aus dem oberhessischen Roßdorf mit dem Bus zum Maria Ehrenberg in der bayerischen Rhön. Und dies alljährlich – ohne Unterbrechung.

„Die Menschen arbeiteten in den Nachkriegsjahren meist hart in der Landwirtschaft“, weiß Günter Slany aus Rüdigheim, wie Roßdorf eines der insgesamt zwölf katholischen Dörfer im Amöneburger Becken. Er fügt hinzu: „Sie wurden in der Erntezeit auf den Bauernhöfen benötigt. Während dieser Zeit kam man selten über die Dorfgrenzen hinaus. Freie Tage waren nicht möglich. Und längere Zeit Urlaub machen aus finanzieller Sicht kaum denkbar.“

Slanys Mutter stammt aus Roßdorf. Seine Tante Katharina Dörr organisiert seit vielen Jahren die Wallfahrt am Fest Mariä Himmelfahrt. Unterstützt wird sie dabei von Hedwig Preis. Dörrs Tante Rosine Preis hat zuvor die Fahrt zum Maria Ehrenberg organisiert.

In diesem Jahr trafen die Pilger aus Roßdorf auf dem Maria Ehrenberg einen gebürtigen Oberhessen. Das Festhochamt hielt Erzbischof Ludwig Schick, der aus Mardorf, dem Nachbarort von Roßdorf, stammt. Im Bus fuhren auch Teilnehmer aus Mardorf und anderen Orten der Umgebung mit.

Weshalb die Roßdorfer nach dem Krieg – erstmals im Jahr 1949 – eine Wallfahrt unternahmen, dazu gibt es keine Hinweise. Slany vermutet: „Das Ziel war, mit dem Bus in einem Tag zu erreichen. Und dort wird die Gottesmutter verehrt, die auch Patronin der Pfarrkirche in Roßdorf (Mariä Geburt) ist – zusammen mit Johannes dem Täufer.“ Einen weiteren Grund sieht Slany in der Dankbarkeit der Menschen, „den Krieg unbeschadet überstanden zu haben“.

„Von meiner Tante und anderen älteren Teilnehmern weiß ich, dass sie der Wallfahrt an Mariä Himmelfahrt entgegenfiebern“, erklärt Slany. In früheren Jahren war dies noch ausgeprägter. Damals fuhren oftmals zwei Busse zum Maria Ehrenberg, mit dabei waren neben Erwachsenen viele Schulkinder. Die meisten Frauen trugen die farbenfrohe katholische Marburger Tracht. „So war es in den Dörfern um Amöneburg an Sonntagen, zum Kirchgang und an hohen kirchlichen Feiertagen üblich. Heute ist das eine Seltenheit“, erläutert Slany.

Um rechtzeitig beim Hauptgottesdienst um 10 Uhr auf dem Maria Ehrenberg zu sein, müssen die Pilger morgens früh in Roßdorf starten (siehe „Stichwort“). „Im Bus wird dann gebetet“, so Slany. Nach dem Wallfahrtsgottesdienst wurde in früheren Jahren der Friedhof in Poppenhausen angesteuert. Dort ist ein Priester begraben, der aus Roßdorf stammte.

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Am Sonntag nach dem Fest Mariä Geburt (8. September) wird in Roßdorf drei Tage Kirchweih gefeiert. In diesem Jahr ist dies vom 11. bis 13. September.

Stichwort

Kirchenschlaf

Bevor der Bus den Maria Ehrenberg verlässt, wird immer im Bus durchgezählt, ob auch alle Pilger da sind. In einem Jahr stellte sich nach dem Zählen heraus: einer oder eine fehlt noch auf seinem Sitz.

Für die Wallfahrtsleiterin Katharina Dörr bedeutete dies, dass sie ein zweites Mal die 254 Stufen der barocken Treppenanlage zur Wallfahrtskirche hinaufsteigen musste. Im Gotteshaus fand sie die fehlende Pilgerin. Sie war beim Beten in der Kirchenbank von der Müdigkeit übermannt worden und eingeschlafen.

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