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Nach acht Wochen auf der Straße
15.08.10

Nach acht Wochen auf der Straße

Haus Jakobsbrunnen in Fulda verhilft wohnungslosen Menschen zu einem Neuanfang

 

Ausgabe 33 vom 15. August

Ankerplatz für wohnungslose Menschen: Haus Jakobsbrunnen in der Fuldaer Kronhofstraße unterhalb des Doms.

Von Winfried Möller

Was ist zu tun, wenn man die Wohnung räumen muss? Von heute auf morgen. Kann mir doch nicht passieren, dachte Klaus Streitberger. Und doch stand er plötzlich auf der Straße. Wurde obdachlos. Dass er wieder vertrauensvoll in die Zukunft schaut, hat er dem Haus Jakobsbrunnen in Fulda zu verdanken.

Es war jedoch ein weiter Weg, bevor Streitberger (Name geändert) wieder Mut fasste. Er hatte seine Arbeit verloren, weil der Juniorchef die Malerfirma „gegen die Wand fuhr“. Zuvor war Streitberger die „rechte Hand“ des Seniorchefs gewesen. Das Arbeitslosengeld I reichte nicht, um die fünfköpfige Familie zu versorgen und gleichzeitig den Schuldendienst für das Haus zu leisten. Neue Arbeit gab es nicht. Immer häufiger kam es zum Streit in der Familie, er griff zur Flasche, die Ehe zerbrach, die Bank übernahm das Haus. Streitberger landete auf der Straße.

„Melden Sie sich doch in der Kronhofstraße“

Streitberger zog durch Deutschland, seine Anlaufstellen waren die Obdachlosenübernachtungen. Er „gewöhnte sich an das Leben auf der Straße“, sagt er heute. Die neuen Kumpel verstanden ihn. Er schlief unter Brücken, in Parks oder Hausnischen. Mehrfach versuchte er, in ein bürgerliches Leben zurückzufinden, fragte nach Arbeit. Doch er bekam keine, denn im Ausweis stand „OFW“ – ohne festen Wohnsitz.

Streitberger hatte sich aufgegeben. Doch dann sprach ihn an der Auszahlungsstelle in der Weimarer Straße in Fulda Ingo Weitzel vom Sozialamt an. „Melden Sie sich doch im Haus Jakobsbrunnen in der Kronhofstraße“, sagte Weitzel. Die Integrierte Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands für die Regionen Fulda und Geisa, direkt neben dem Fastnachtsbrunnen, nimmt Menschen auf, die von Obdachlosigkeit bedroht oder wohnungslos sind. Die Einrichtung, mit Fachberatungsstelle, Betreutes Wohnen für Wohnungslose und das Übergangswohnheim zur Wiedereingliederung ist täglich geöffnet. Klaus Streitberger wurde aufgenommen.

Bewohner lernen, in einer Wohnung zu leben

Ziel des Caritas-Hauses ist, Männer oder Frauen, die mindestens acht Wochen „auf der Straße“ gelebt haben, wieder in unsere Gesellschaft zu integrieren. Die Bewohner lernen, in einer Wohnung zu leben, sich selbst mit Mahlzeiten und Kleidung zu versorgen, Lebensmittel zu bevorraten, das Zimmer zu gestalten, es sauber zu halten, gemeinschaftlich genutzte Räume sowie den Flur zu putzen.

Wer im Haus Jakobsbrunnen lebt, hat einen festen Wohnsitz, ist polizeilich gemeldet, und kann sich auf Arbeitssuche begeben.

Klaus Streitberger hat seinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I geltend gemacht. Beim Ausfüllen von Anträgen oder dem Schreiben von Bewerbungen hat ihm Bereichsleiter Torsten Hammer mit seinem Team geholfen.

Hintergrund

Bierbrunnen wird Jakobsbrunnen

Der langjährige Geschäftsführer der Fuldaer Caritas, Sozialarbeiter Heinz Wüllner, und Sozialarbeiter Ronald Ilius hatten die Idee, den Gasthof Bierbrunnen zur Integrierten Wohnungslosenhilfe umzubauen. Das Bistum Fulda kaufte das Gebäude. Die Bausubstanz machte einen Teilneubau notwendig. Zuschüsse kamen vom Landeswohlfahrtsverband Hessen sowie von Stadt und Landkreis Fulda.

Nach einer Idee von Weihbischof Johannes Kapp erhielt die Einrichtung den Namen „Haus Jakobsbrunnen“. Wie das Johannesevangelium berichtet, begegnete Jesus der Samariterin am Jakobsbrunnen. Er bittet sie um Wasser, denn er hat kein Schöpfgefäß. Sie gibt ihm Wasser und er verspricht ihr „lebendiges Wasser“. Der Text ist in der Tagesstätte durch ein Gemälde, das die Begegnung am Jakobsbrunnen zeigt, gegenwärtig.

Spendenkonto: Caritasverband Fulda Konto 134, BLZ 530 501 80 Vermerk „Haus Jakobsbrunnen“

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