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Von der Mariengrotte zum Kreuz
29.05.11

Von der Mariengrotte zum Kreuz

Der Berliner Künstler Paul Brandenburg hat einen neuen Glaubensweg im Freien gestaltet

 

Ausgabe 22 vom 29. Mai 2011

Ihr sollt meine Zeugen sein: Mit dem Pfingstereignis befasst sich diese Station des Glaubenswegs. Fotos (2): Renate Reus

Paul Brandenburg

Bad Salzschlirf (rr). Zwölf Muschelkalkstelen mit Bronzeplatten verbinden künftig Mariengrotte am Ortsrand von Bad Salzschlirf und das fast 250 Jahre alte Markus-Kreuz. Am Sonntag, 29. Mai, wird der Kreuz- und Glaubensweg geweiht (siehe „Termine“). Gestaltet hat ihn der Künstler Paul Brandenburg (81). Renate Reus hat mit ihm gesprochen.

Die Arbeiten am Kreuz- und Glaubensweg in Bad Salzschlirf sind jetzt abgeschlossen. Was halten Sie von Ihrem Werk?

Brandenburg: Ich bin mehr als zufrieden. Es ist der monumentalste und größte Kreuzweg, den ich geschaffen habe. Mit dem Glaubensweg will ich nicht nur Christen ansprechen, sondern auch den zufällig vorbeikommenden Spaziergänger und Personen, die dem Glauben fern stehen. Beim Betrachten sollen die Menschen angesprochen werden, sie sollen aktiv werden, sich mit den unterschiedlichen Typen auf den Bronzetafeln identifizieren, sich überlegen, in welche Figur sie schlüpfen würden.

Ganz besonders glücklich bin ich über das besondere Zusammenspiel der beiden Reliefs mit dem alten Markus-Kreuz, dessen „Eli“-Gravur mich sehr beeindruckt. Das hat mich gepackt, ich versuche, es in meinen Reliefs zu spiegeln.

Der Kreuz- und Glaubensweg ist einmalig, auch wenn einige Bronzebilder nach den Gussformen der Kirche in Vellmar bei Kassel entstanden. Was sind die Besonderheiten in Bad Salzschlirf?

Schon der Start ist nicht der eines klassischen Kreuzwegs. An einer Mariengrotte mit einem Kreuzweg zu beginnen, erforderte Nachdenken über die Station. Denn einen mariologischen Kreuzweg kann es nicht geben – es handelt sich ja um die Darstellung der Leiden Jesu. Ich weiß nicht mehr, wer den Gedanken zuerst hatte, aber zusammen mit den Pfarrei-Mitgliedern fanden wir die Lösung in der Darstellung Jesu im Tempel mit dem weisen Simeon und der Prophetin Hanna.

Auch die letzte Station mit zwei Bronze-Darstellungen – die Frauen am Grab und das Pfingstereignis – ist einmalig. Das Grabtuch sehe ich als Altartuch. Zu Pfingsten: In der Bibel steht, Maria und die Apostel waren zusammen, als der Pfingstgeist über sie ausgegossen wurde. Das ist die Geburt der Kirche. Maria – Mutter Christi und Mutter der Kirche, hier schließt sich der Kreis zur Mariengrotte. Die Apostel habe ich nicht summarisch dargestellt, sondern mit den verschiedensten Kopftypen, die einen ängstlich, ergriffen, andere springen schnell weg. Ich überlegte, wie man bei diesem Ereignis wohl reagiert hätte und versuchte, viele Charaktere darzustellen.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Wenn ich modelliere, ist das für mich wie eine Dauer-Meditation. Ich habe immer einen Spiegel dabei. Ich denke an die geschilderte Situation, versuche, mich in die Rolle der Anwesenden zu versetzen, schaue mein eigenes Gesicht an, studiere die Mimik und versuche zu porträtieren. Das ist anstrengend. Die modellierten Gesichter sind aber nicht verschiedene Paul Brandenburgs, sondern ganz unterschiedliche Typen. Mein eigenes Gesicht kommt nicht vor, vielleicht einmal ein schlanker, hagerer Kopf mit der für die Familie Brandenburg typischen Hinterkopfstruktur.

Zum Kreuzweg gehören Simon von Cyrene und Veronika ...

Bei der Darstellung des Simon von Cyrene und der Veronika als Nachfolger Christi oder beim Fall unter dem Kreuz erkennt man verschiedene Typen. Da wünsche ich mir, dass der Betrachter der Plastiken nicht nur schaut, sondern einsteigt in das Ereignis und sich überlegt, wie er wohl reagieren würde. Die Pfarrei wird ein Faltblatt mit den wichtigsten Gedanken zu den Stationen auflegen, um Interessierte zu einem meditativen Spaziergang am Kreuz- und Glaubensweg einzuladen. Ich selbst gebe vor Ort eine meditative Einführung am Tag der Weihe.

Mit welchen Werken sind Sie jetzt beschäftigt?

Zur Zeit arbeite ich an einem Altar für die evangelische Kirche in Tambach- Dietharz bei Gotha. Ich ergänze den Mittelteil eines Holzschnitzaltares mit einem gelben Sandsteinaltar, aus dem ein großer Lebensbaum herauswächst, der das Altarbild trägt.

Daneben beschäftige ich mich mit der anstehenden Stele für das Berliner Olympiastadion. Seit 1974 habe ich die Stelen mit den deutschen Olympiasiegern angefertigt. Jetzt fehlt noch die Stele für die Spiele in Peking.

Sie sind in Ihrem Alter gut beschäftigt?

Am Anfang meiner künstlerischen Tätigkeit war das Geld knapp. Heute spielt Geld nur noch eine sekundäre Rolle. Diese Freiheit, die ich durch meine finanzielle Unabhängigkeit habe, ist ein wichtiger Punkt in meinem Leben. Ich bin richtig glücklich. Ich kann Aufträge annehmen, die ich künstlerisch durchführen möchte. Natürlich muss wenigstens das Material über den Auftrag finanziert werden. Den Auftrag in Bad Salzschlirf wollte ich haben, weil er mich künstlerisch aber auch aus theologischen Gründen lockte. Ich will mit meiner Arbeit etwas geben, etwas Ausdrucksstarkes, Schönes. In Bad Salzschlirf können alle davon profitieren.

Termine

Einweihung

Am Sonntag, 29. Mai, um 14.45 Uhr wird der Kreuz- und Glaubensweg in freier Natur von Domdechant Werner Kathrein geweiht. Musikalisch wird die Feier vom Singkreis St. Vitus mitgestaltet. Der Künstler Paul Brandenburg gibt vor der Einweihung um 14 Uhr eine meditative Einführung. Nach der Einweihung findet ab 16 Uhr ein Fest der Begegnung im Pfarrhof bei der Kirche statt.

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