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Eine Glocke wird geboren
29.05.11

Eine Glocke wird geboren

Zum 1200-jährigen Jubiläum von Uttrichshausen zeigen Glockengießer ihr Können

 

Ausgabe 22 vom 29. Mai 2011

Zuschauer behutsam mit dem Bohrmeißel entfernt. Foto: privat

Von Michael Mott

Es geht heiß her auf der Wiese unterhalb des Pfarrgartens der katholischen St. Bonifatius-Kirche: Zwei Glockengießer bringen eine 78 Kilogramm schwere Glocke in Form. Eine Seltenheit.

Mitten auf der Wiese im Kalbacher Ortsteil Uttrichshausen haben Bruder Michael Reuter und Markus Schneider eine Glocke gegossen, die 78 Kilogramm schwer war und einen Durchmesser von 50,5 Zentimetern hatte. Der 51-jährige Bruder Michael ist Glockengießermeister der Benediktinerabtei Maria Laach.

Heutzutage ist es selten und eher ungewöhnlich, dass eine Glocke „vor Ort“ gegossen wird. Anlass ist das 1200-Jährige Jubiläum von Uttrichshausen, das die Bewohner mit einem großen Programm feiern. Das Dorf wurde am 19. Mai des Jahres 811 erstmals in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda urkundlich erwähnt.

Im selbst gemauerten Ofen faucht eine Flamme

Um die Glocke gießen zu können, errichteten die beiden Handwerker am ersten Tag ihrer Arbeit zunächst einen Schmelzofen. Dazu gruben sie ein Loch in den Rasen. Darin platzierten Bruder Michael Reuter und Markus Schneider die Glockenform aus einer Mixtur aus Naturlehm, Stroh und Pferdemist, die im Benediktinerkloster am Rand der Eifel vorbereitet worden war.

Im selbst gemauerten Ofen faucht die Flamme eines ausgemusterten Kirchenheizungs-Ölbrenners. In zwei Stunden verwandelt der Ofen die grauen Metallbrocken zu einer gelbrot glühenden, wasserflüssigen Bronzesuppe, die aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn besteht.

Das 1080 Grad Celsius heiße Metallgemisch ist flüssiger als Wasser, und wurde unter dem Geläut der Kirchenglocken mit langstieligen eisernen Bechern der in die Erde eingelassenen Form zugeführt. Aber erst, nachdem die Segensworte und ein Vaterunser von Pfarrer Dr. Jean-Parfait Ntsama und seiner evangelischen Kollegin Inga Siemon sowie ein gemeinsam gesungenes „Großer Gott, wir loben Dich“ verklungen waren.

Innenform der Glocke behutsam herausgestemmt

Am zweiten Tag, einem Sonntag, wurde es spannend: Die „Geburt“ der Glocke stand an. Die Glockengießer entfernten die noch dampfende Erde neben der Form mit Hilfe eines Kleinbaggers vorsichtig und setzten die Tonform auf der Wiese ab. Im nächsten Arbeitsschritt zerschlug Markus Schneider behutsam die äußere Tonform und stemmte die Innenform heraus.

Heraus kam, von Rückständen grob befreit, ohne äußerlich sichtbare Schäden, die neue Glocke. Bei der Geburt trug Karl Leipold einige Fürbitten von Gemeindereferentin Gerlinde Leibold vor.

Dann kam der große Einsatz von Rosa Röbig: Die 100-Jährige ist die älteste Bürgerin des Dorfs. Sie schlug – unterstützt von Bruder Michael – die Glocke erstmals an. Als der schöne, runde Ton verhallte, brandete Applaus unter den kleinen und großen Zuschauern auf, die sich zahlreich zu diesem einmaligen Ereignis eingefunden hatten. Glockengießer Bruder Michael: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich den ersten Glockenschlag hörte. Die Arbeiten von vielen Wochen sind erfolgreich abgeschlossen, Dank sei Gott!“

Zur Sache

Die neue Glocke

  • Die neue Friedhofsglocke trägt die Umschrift: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“
  • Sie schlägt mit dem Ton „G“ und steht so in Harmonie mit den Geläuten der katholischen Kirche St. Bonifatius und der evangelischen Kirche des Rhönortes.
  • Sie wird ihren Platz in einem noch zu errichtenden hölzernen Glockenturm auf dem „neuen“ kommunalen Friedhof neben der Autobahn finden, denn dort kann man wegen des Verkehrslärms die Glocken der beiden Kirchen nicht hören.

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