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Keine Lösung auf Dauer
22.11.09

Keine Lösung auf Dauer

Caritasdirektor Juch: Nothilfe ist immer gerechtfertigt – „Tafeln sind soziale Wirklichkeit

Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch Foto: privat

„Skandal für ein reiches Land“ war der Aufmacher auf der Titelseite des Bonifatiusboten vom 18. Oktober überschrieben. Leser haben nachgefragt, wie die Caritas im Bistum den Dienst der Tafeln bewertet, bei denen bedürftige Menschen Lebensmittel preisgünstig einkaufen können. Dietmar Kuschel fragte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch.

Die Tafeln geben Lebensmittel preisgünstig an bedürftige Menschen ab – dies wird gelobt, aber auch kritisiert. Auch aus den Reihen der Caritas kommt Kritik. Wie bewertet die Caritas im Bistum Fulda den Dienst der Tafeln?

Auch der Caritasverband für die Diözese Fulda mit seinen Regionalverbänden und korporativen Mitgliedern bietet ergänzende Armutshilfen an. Ich nenne Beispiele: die Kleiderläden oder die Ausgabestellen für Lebensmittel. Hervorheben möchte ich auch die wertvolle Hilfe der Vinzentinerinnen in Fulda, die in aller Stille Tag für Tag einen Mittagstisch für Bedürftige anbieten.

Unsere Gesellschaft hat sich für diese Hilfen entschieden, da sie nicht versteht, warum auf der einen Seite Lebensmittel weggeworfen werden und auf der anderen Seite Menschen ihre Ernährung aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln stark einschränken müssen. Wir von der Caritas stehen dabei hinter diesen Initiativen. Eine unreflektierte Kritik an dieser auf Ehrenamt basierenden bürgerlichen Selbsthilfe lehnen wir ab.

Vom Deutschen Caritasverband sind kritische Äußerungen gekommen. Ist diese Position mit den diözesanen Caritasverbänden abgestimmt worden?

Tafeln sind eine soziale Wirklichkeit. Die Mitarbeiter der existenzunterstützenden Lebensmittelläden, wie auch die der ganz ursprünglichen Hilfen wie etwa den so genannten Suppenküchen, begegnen der hohen Nachfrage mit viel Engagement und Herzblut.

Die Kritik des Deutschen Caritasverbands zielt aber in eine ganz andere Richtung. Wir stellen fest, dass diese Haltung des Deutschen Caritasverbands in der Öffentlichkeit verkürzt dargestellt und daher missverstanden wird. Eine Kritik oder sogar eine Ablehnung der Tafelbewegung kann aus dem entsprechenden Caritas-Eckpunktepapier nicht herausgelesen werden!

Was hat der Deutsche Caritasverband zur Tafelbewegung gesagt?

Im Wesentlichen sieht die Position der Deutschen Caritas so aus: Die Lebensmittelvergabe an Bedürftige ist eine Anfrage an unsere Gesellschaft. Die Wohlfahrtsverbände sehen es als ihre Pflicht an, den Staat immer wieder daran zu erinnern, die Rahmenbedingungen für benachteiligte Menschen zu verbessern. Das heißt, die Ursachen von Armut müssen bekämpft werden. Die Linderung akuter Not, zum Beispiel eben durch die Bereitstellung von Lebensmitteln, ist urchristlich und bedarf keiner Rechtfertigung. Sie darf aber keine Dauerlösung sein.

Interessierte Leser können das Eckpunktepapier der Caritas von unserer Geschäftsstelle anfordern.

Was ist die Grundaussage des Eckpunktepapiers des Deutschen Caritasverbands?

Das Eckpunktepapier fordert verbesserte Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft, damit Bürger Armutshilfen wie die der Tafeln gar nicht mehr benötigen. Der Deutsche Caritasverband hat sich in dem Zusammenhang vehement dafür eingesetzt, dass der Eckregelsatz für Kinder erhöht wird. Dieser öffentliche Druck hat die Politik bewegt. Zum anderen sieht sich die Caritas in der Selbstverpflichtung, Armutshilfen mit weitergehenden Hilfestellungen zu ergänzen. So sind nahezu flächendeckend in Deutschland Beratungsdienste vorhanden.

Die Caritas im Bistum Fulda hat dazu eine Verbandsstrategie entwickelt. Ihre Angebote reichen von der kostenlosen Sozialberatung über die Wohnungslosenhilfe bis hin zur Lobbyarbeit in der Hessen-Caritas und der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände.

Caritasverband für die Diözese Fulda Telefon 06 61 / 24 28 -1 61 Fax 06 61 / 24 28 -112 E-Mail: christian.scharf@caritas-fulda.de

Stichwort

Die Tafeln

In Deutschland gibt es über 800 Tafeln, die in der Regel mit ehrenamtlichen Helfern verwertbare Lebensmittel einsammeln, die Hersteller oder der Handel als unverkäuflich aussortierten. Diese Waren – in geringerem Umfang auch Waren des täglichen Bedarfs – verteilen über 1700 Ausgabestellen in sozialen Einrichtungen oder Tafel-Läden an Bedürftige. Die Abgabe erfolgt kostenlos oder gegen einen symbolischen Betrag. Die Finanzierung der Tafel-Arbeit läuft über Mitglieder, Sponsoren und Spender. Als privat organisierte Initiativen erhalten die Tafeln keine Mittel von Bund oder Ländern, mitunter jedoch von Kommunen.

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