Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Gemeinsam am Stand in München
13.12.09

Gemeinsam am Stand in München

Interview mit Bischof Algermissen und Bischof Hein – „Stehen vor ähnlichen Problemen“

Die Bischöfe in Kassel: Heinz Josef Algermissen und Martin Hein (von links). Foto: Heubner

Die Kirchenleitungen des Bistums Fulda und der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck treffen sich regelmäßig zum Gesprächsaustausch. Die jüngste Begegnung war in Kassel. Reinhard Heubner fragte Bischof Heinz Josef Algermissen und Bischof Martin Hein zum Stand der ökumenischen Beziehungen.

Was war der Inhalt Ihrer Kirchengespräche?

Bischof Algermissen: Wir haben die positiven und hoffnungsvollen ökumenischen Zeichen zur Sprache gebracht, aber auch Irritationen. Und das Gute ist, in diesem Kreis können wir ehrlich über alles sprechen. Und das ist so die Bedingung der Möglichkeit eines Vertrauens, das so gewachsen ist und das sich auch nicht in Frage stellen lässt, wenn es mal etwas prekärer wird.

Die katholische und die evangelische Kirche haben beide ähnliche Sorgen, seien sie finanzieller oder demografischer Natur. Haben Sie darüber gesprochen? Und haben Sie eventuell Rezepte miteinander ausgetauscht, wie man mit den Problemen umgehen kann?

Algermissen: Wir haben natürlich darüber gesprochen und haben festgestellt, dass wir plus/ minus vor ganz ähnlichen Problemen stehen. Wir stehen allesamt vor Mangelerscheinungen. Die dürfen uns aber nicht derart paralysieren, dass man nur noch Mängel verwaltet. Wir müssen den Umbau der Kirche, der notwendig ist, weil wir offensichtlich einen zu großen Rock anhaben, dem der Körper nicht mehr entspricht, so gestalten, dass sie zukunftsfähig wird.

Bischof Hein: Es ist auffallend, wie gleichförmig die Fragestellungen sind, mit denen wir es zu tun haben. Es liegt auch daran, dass wir eben das überwiegend gemeinsame Kirchengebiet haben mit all den Strukturproblemen, die es im osthessischen, nordhessischen Bereich gibt. Wenn wir davon sprechen, dass wir uns auf die so genannten Kernkompetenzen besinnen müssen, so ist es eine Redeweise, die nun tatsächlich im katholischen Bereich genauso beheimatet ist wie bei uns.

Also an der Stelle muss man sagen, Strukturen sind kein Selbstzweck, sondern Strukturen sind dafür da, die Bezeugung des Evangeliums jetzt und zukünftig zu ermöglichen. Und das bedeutet, wenn wir sie gegenwärtig anpassen, ist das nicht eine selbst beschäftigte Kirche mit sich selbst, sondern die Voraussetzung dafür, in einer ansprechenden Weise missionarisch tätig sein zu können.

Können Sie sich eine Kooperation vorstellen zwischen Caritas und Diakonischem Werk?

Algermissen: Ich denke, dass bei kritischen Fragen, kritischen Problemen, Problemen, die schon waren und noch sind, ein kurzer Weg zwischen den Verantwortlichen immer schon praktiziert wurde. Wichtig ist ja bei dieser Zusammenarbeit, dass wir uns von außen nicht auseinanderdividieren lassen. Darum müssen wir schon einen Weg suchen. Also da hätte ich überhaupt keine Probleme, wenn Caritas und Diakonie sich noch mehr da vernetzen würden und auch deutlich einen Marsch nach vorne machen.

Hein: Also in der Liga der freien Wohlfahrtsverbände gibt es eine enge Abstimmung zwischen Diakonie und Caritas. Aber ich glaube nicht, dass gegenwärtig engere Fusionen notwendig sind. Das hat auch damit zu tun, dass es innerhalb der konfessionellen Trägerschaften unterschiedliche Profi le gibt. Aber gerade im Zusammenhang der Liga der freien Wohlfahrtsverbände in Hessen kooperieren Diakonie und Caritas sehr eng.

Der Ökumenische Kirchentag steht vor der Tür. Gibt es gemeinsame Aktivitäten zwischen den Kirchen auf dem gemeinsamen Weg nach München?

Hein: Man muss deutlich sagen, wir sind die beiden einzigen Kirchen, die auf die eigentlich naheliegende Idee gekommen sind, auf dem Kirchentag einen gemeinsamen Stand vom Bistum Fulda und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu planen und durchzuführen. Wir sind die einzigen, die es zusammen machen. Das ist ein ökumenisches Zeichen.

Algermissen: Das wurde vor einer Woche beim Ständigen Rat der Bischofskonferenz so zur Sprache gebracht. Macht ihr das?, wurde ich verwundert gefragt. Ja, sagte ich, ihr hättet das auch machen können. Da sind wir gar nicht draufgekommen, wurde geantwortet. Aber vielleicht hat unser Vorbild noch Folgen.

Was wünschen Sie für die Ökumene in den Gemeinden?

Algermissen: Es gibt vor Ort in manchen Kirchengemeinden eine verlässliche und gute Ökumene, die mitunter schon weiter ist als die Ökumene in der Spitze. Wichtig ist mir, sich gemeinsam über der Heiligen Schrift zu treffen, auch zwischendurch mal einen ökumenischen Gottesdienst zu feiern und vor allen Dingen so einander zu kennen, dass man von den gegenseitigen Freuden und Sorgen in den Gemeinden weiß.

Ich habe in meiner Zeit in Bielefeld, wo ich Gemeindepfarrer war, immer an jedem Sonntag eine Fürbitte für die evangelische Gemeinde nebenan gehalten. Und die evangelische Gemeinde, das wusste ich durch eine Freundschaft mit einem evangelischen Pfarrer, machte es genauso. Diese innere Anteilnahme, das ist es, das brauchen wir.

Hein: Ich wünsche mir, dass Ökumene selbstverständlich ist und nicht in Frage gestellt wird durch Irritationen auf höherer Ebene, sondern dass sie zum Kirchesein der Kirche hinzugehört. Die ökumenische Dimension ist etwas, was wir uns nicht aussuchen können, sondern das uns als Kirche vorgegeben ist. Da kommen ganz viele Impulse durch die Gemeinden, die an dieser Stelle in der Tat oft weiter sind, Mut haben, ohne die eigenen Grenzen deswegen zu verwischen.

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