Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Erinnerung an eine Sternstunde
07.02.10

Erinnerung an eine Sternstunde

Nur zehn Jahre jünger als das Land: 50 Jahre Kommissariat der Katholischen Bischöfe in Hessen

 

Ausgabe 6 vom 7. Februar

Bischof Algermissen bei seinem Schlusswort.

Tobias Feldmann, ein Absolvent des Fuldaer Domgymnasiums, und Barbara Anton-Kügler spielten für die Gäste César Franck.

Fotos: Katholisches Büro / Martina Pipprich

 

Von Ruth Lehnen

240 Gäste waren gekommen, die Spitzenmänner der Kirche, sieben von zehn hessischen Ministern und Ministerpräsident Roland Koch. Wertschätzung für eine Institution, die seit 50 Jahren ihre Arbeit im Verborgenen tut: das Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen, kurz: „Katholisches Büro“.

Das Kommissariat in Wiesbaden gehört, wie Kardinal Karl Lehmann in seinem Festvortrag ausführte, zu den frühesten Gründungen seiner Art in Deutschland. In dem noch jungen Bundesland Hessen, einem historisch neuen Gebilde, übernahm es seine Arbeit als Verbindungsstelle zum Staat. Heute sorgen der Leiter Dr. Guido Amend mit Dr. Johann Erich Maier und Dr. Walter Fischedick dafür, dass die Kirche mit der Landesregierung, dem Landtag, den Parteien und Verbänden im engen Kontakt bleibt. Die Fraktionsvorsitzenden aller fünf im Landtag vertretenen Parteien waren in die Räume der Wiesbadener Casino-Gesellschaft gekommen, um das Jubiläum zu begehen und bekundeten auf diese Art, wie gut das „Netzwerk von Kommunikation“ (Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst) funktioniert.

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„Die Stimme erheben für die Sprachlosen“

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hob hervor, dass die „Katholischen Büros“, die es mittlerweile in jedem Bundesland gibt, eine deutsche Besonderheit seien; obwohl die deutsche Kirche darum beneidet werde, sei die Idee nicht nachgeahmt worden. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte: „Die Nachbarn schauen verunsichert, verwundert, erstaunt und neidisch auf das, was wir an Vertrauen und Erfolg als Bilanz dieser Arbeit ziehen können.“ Er lobte die „sehr belastbaren, kooperativen Arbeitsbeziehungen“ und schloss: „Es lohnt sich zu feiern und zu bewahren.“

Kardinal Lehmann sagte, die Kommissariate dienten keineswegs dazu, Lobbyarbeit zu leisten: Kirche und Staat wollten „bei aller Verschiedenheit je auf eigene Weise dem einen und ganzen Menschen dienen, der Bürger und Christ ist... Dies ist unser einziges Ziel. Wir sind keine Agentur eines Interessenverbands oder gar Lobbyisten. Wir wollen freilich die Stimme erheben für die Sprachlosen, zu denen vornehmlich, aber nicht nur, die Armen dieser Welt gehören.“

Lob für die ökumenische Zusammenarbeit

Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen dankte den Partnern der beiden evangelischen Landeskirchen für die wertvolle Zusammenarbeit und nannte sie ein hoffnungsvolles Zeichen der „Ökumene, der konkreten, effi - zienten und nachhaltigen Ökumene“. „Das Beste für die Menschen in unserem Land suchen“ – diese Worte in Anlehnung an den Propheten Jeremia sieht der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bei der Arbeit des Kommissariats erfüllt.

Erster Leiter des Kommissariats bis 1978 war der spätere Mainzer Domdekan Dr. Hermann Berg. 24 Jahre lang leitete Professor Franz Kaspar, der heutige Limburger Generalvikar, das Büro. Ab 2004 ist Dr. Guido Amend Leiter der Verbindungsstelle.

Zitiert

Hoffnungsvolles Zeichen

„Das Kommissariat ist ein hoffnungsvolles Zeichen der Ökumene, einer konkreten, nachhaltigen und effizienten Ökumene.“
Bischof Heinz Josef Algermissen zu der guten Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche

„Es war eine Sternstunde in der Beziehung von Staat und Kirche,... dass das Kommissariat vor 50 Jahren gegründet wurde.“
Kardinal Karl Lehmann in seinem Festvortrag

„Hier ist es Tradition, dass man regelmäßig miteinander spricht, auch wenn man dann mal miteinander sprechen muss, ohne ein Problem zu haben.“
Ministerpräsident Roland Koch (CDU)

„Schreiben Sie gut über uns, dann sind Sie nah dran an der Wahrheit.“
Bischof Franz Peter Tebartz-van Elst in seiner Begrüßung der Journalisten

STICHWORT

Kommissariat der Bischöfe

  • Das „Kommissariat der Bischöfe im Lande Hessen“ wird auch „Katholisches Büro“ genannt. Es ist die Verbindungsstelle zwischen der katholischen Kirche in Hessen und dem Bundesland Hessen. Sein Sitz ist Wiesbaden.
  • Auftraggeber sind die Bischöfe und Generalvikare der Diözesen Fulda, Limburg, Mainz und Paderborn.
  • Das Kommissariat vertritt die Interessen der vier Diözesen bei der Landesregierung, dem Landtag und den Parteien, bei gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden.
  • Themen sind dabei die Schul- d Bildungspolitik, sozialpolitische Fragen, aber auch die Ausländer- und Asylpolitik und der Schutz der Sonn- und Feiertage.

Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen (Katholisches Büro), Viktoriastraße 19, 65189 Wiesbaden, Telefon 06 11 / 36 00 8

Diplomat im Dienst der Kirche

Interview mit Dr. Guido Amend, dem Leiter des Katholischen Büros in Wiesbaden

Von Ruth Lehnen

Seit 1977 arbeitet der Jurist Dr. Guido Amend für das Kommissariat der Katholischen Bischöfe, kurz: Katholisches Büro. Er ist damit einer der dienstältesten kirchlichen „Diplomaten“ an der Schnittstelle zur Landesregierung, zu Parteien und Verbänden.

50 Jahre Diplomatie im Dienst der Kirche – Sie waren seit 1977 dabei, erst als Justiziar, dann als Geschäftsführer und seit 2004 als Leiter. Was war in dieser Zeit Ihre wichtigste Erfahrung?

Amend: Es ist interessant zu entdecken, wie Gesetze und sonstige staatliche Regelungen und Festlegungen zustande kommen. Ich meine nicht das äußere Verfahren, ich meine die Art und Weise, wie aus Ideen Meinungen werden, wie sie in der vorparlamentarischen und dann in der parlamentarischen Diskussion geformt und am Ende in staatliche Regelungen gegossen werden. Es ist ein – manchmal faszinierender – Kommunikationsvorgang mit vielen Beteiligten.

Die Kommissariate haben eine Erfolgsgeschichte: zuerst in der damaligen Hauptstadt Bonn, dann in Nordrhein-Westfalen und Hessen, heute in jedem Bundesland. Warum muss es Katholische Büros geben?

Vielen Dank für den Begriff „Erfolgsgeschichte“; im Ernst: Ich denke, dass die Kommissariate der Bischöfe in der Tat sinnvoll und sogar notwendig sind. Solche Verbindungsstellen zwischen den Bischöfen und einer Landesregierung erleichtern die Kommunikation zwischen Kirche und Staat und helfen, Lösungen für anstehende Problemstellungen zu finden.

Und solche Problemfelder gibt es in zahlreichen Politikfeldern, ob es nun die Gebiete sind, in denen die Kirche eigene Einrichtungen unterhält, wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime und Beratungsdienste, oder ob es um Seelsorge in staatlichen oder kommunalen Einrichtungen wie Justizvollzugsanstalten oder psychiatrischen Krankenhäusern geht oder auch um allgemein politische oder ethische Fragestellungen.

In Hessen soll der islamische Religionsunterricht eingeführt werden. Was ist die Position der katholischen Kirche?

Zur Persönlichkeitsbildung gehört nach kirchlicher Auffassung nicht nur die Vermittlung von „Lernwissen“, sondern auch die religiöse Dimension. Diese Dimension wird im konfessionell gebundenen Religionsunterricht erfasst. Wegen der grundlegenden Bedeutung dieser Dimension ergibt sich, dass für jede Schülerin/ jeden Schüler ein Religionsunterricht seines Glaubens angeboten werden sollte, also auch für muslimische Schülerinnen und Schüler.

Bei der geplanten Einführung islamischen Religionsunterrichts in Hessen muss darauf geachtet werden, dass die im Grundgesetz für den Religionsunterricht geltenden Vorgaben eingehalten werden, damit der Religionsunterricht als solcher, also auch der katholische, nicht Schaden leidet. Dies erfordert Sorgfalt, und das Land Hessen sollte sich nicht unter zu großen zeitlichen Druck bringen lassen.

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