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Apokalypse und Kreuzweg
06.03.11

Apokalypse und Kreuzweg

Neutestamentler gehen „Weg der Hoffnung“ – Professor Müller lud Kollegen zu Tagung ein

 

Ausgabe 10 vom 6. März 2011

Vor dem Domportal: Professor Christoph Gregor Müller (dritter von links) mit seinen Kollegen. Die Neutestamentler trafen sich zu einer Tagung in Fulda. Foto: Ann-Kathrin Wetter

Fulda (akw). 70 Bibelwissenschaftler verließen ihre Lehrstube. Ihr Ziel: Die Theologische Fakultät Fulda und das Bonifatiushaus. Sie sind Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen katholischen Neutestamentlerinnen und Neutestamentler (AKN).

„Schön Sie zu sehen.“ „Im Januar waren Sie doch auch in Paderborn dabei.“ Die Aula des Fuldaer Bonifatiushauses ist erfüllt von Stimmengewirr. Man schaut sich um, setzt sich, steht wieder auf, schüttelt Hände. Durch die weißblauen, transparenten Gardinen vor der großen Fensterfront scheint die Morgensonne in den Saal. Vorne, rechts neben dem Rednerpult, wirft der Beamer die erste Folie einer Präsentation an die Wand: „Der Kaiserkult in Kleinasien im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus“ ist zu lesen.

Erstmals tagen Neutestamentler in Fulda

Zum Treffen hat der Rektor der Theologischen Fakultät, Professor Christoph Gregor Müller, eingeladen. Ein großer Teil der Gäste ist bereits am Vorabend angereist, manche sind erst an diesem Morgen gekommen. Die Arbeitsgemeinschaft trifft sich alle zwei Jahre. Die Tagungen finden stets an unterschiedlichen Orten statt. In Fulda sind die Wissenschaftler zum ersten Mal.

Die Treffen stehen unter einem bestimmten Thema. Diesmal ist es das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung (Apokalypse) des Johannes. Die Wissenschaftler hören Vorträge, diskutieren in Seminargruppen, tauschen sich aus. Die meisten der habilitierten Exegeten des Neuen Testaments, kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In diesem Jahr sind zusätzlich Gäste aus Kroatien, Ungarn, Tschechien und Polen dabei.

Neutestamentler beschäftigen sich mit den Texten des zweiten Testaments, lesen diese genau und analysieren sie aus unterschiedlichen Perspektiven. „Wie kann jemand mit Gewinn diesen Text lesen, ist doch die Frage?“, erklärt Professor Müller. Die Schrift sei schließlich, auch wenn dies oft in Vergessenheit gerate, die Grundlage von Theologie und letztlich von Verkündigung. Angehende Religionslehrer und Pfarrer, die als Studenten die Vorlesungen der Professoren besuchen, könnten so auf ihren Beruf vorbereitet werden.

Bischof Heinz Josef Algermissen feierte mit den Bibelwissenschaftlern einen Gottesdienst in der Michaelskirche. „Wir haben auf dieser Erde kein anderes Bild von Gott als den Menschen. Dies gilt umso mehr, als der Sohn des Unendlichen als Mensch unter uns war“, betont er in seiner Predigt (siehe „Hintergrund“).

Gespräch mit Bildhauer Ulrich Barnickel

„Ich bin froh, dass die Tagung hier in Fulda stattfindet. Es war unsere Aufgabe, ein kulturelles Programm zu stricken“, sagt Professor Müller. Denn, so der Theologe, manche der Gäste seien zum ersten Mal in Fulda. Die einzelnen Angebote sollten das Thema der Tagung, die Apokalypse des Johannes, aufgreifen. So unternahmen Neutestamentler eine Fahrt in die thüringische Rhön bei Geisa. Bei einem Gespräch mit Ulrich Barnickel erläuterte der Bildhauer die Stationen seines „Wegs der Hoffnung“, einem modernen Kreuzweg bei der Gedenkstätte Point Alpha. Zudem freuten sich die Teilnehmer über eine Dom- und Stadtführung sowie eine kirchenmusikalische Andacht im Fuldaer Dom.

Hintergrund

Gott auf dem Thron – ohne Gesicht

„Der Mensch ist der Weg Gottes, auch der Weg der Kirche.“ Auf diese Aussage von Papst Johannes Paul II. verwies Bischof Heinz Josef Algermissen in seiner Predigt in der Fuldaer Michaelskirche. Anlass war die Konferenz deutschsprachiger neutestamentlicher Exegeten in Fulda.

„Ob die Christen sich dessen wirklich bewusst seien, wenn sie in menschliche Gesichter schauten, die krank oder auch satt aussehen könnten?“, fragte der Bischof.

„Die Aussagen der Bibel sind eindeutig: ,Kein Mensch hat Gott je gesehen‘, so Algermissen. Was dies bedeutet, verdeutlichte der Bischof mit einem Bild des Malers Henri Matisse an einer Kirche in Südfrankreich. Der Künstler hat Gott auf seinem Thron ohne Gesicht abgebildet. Matisse deutete damit die Bitte des Moses, Gott in seiner Herrlichkeit schauen zu dürfen. Deshalb sollen wir uns kein Bild von Gott machen.

Alle Versuche christlicher Kunst im Laufe der verschiedenen Epochen, Gott darzustellen, verstießen im Grunde gegen die Bibel, gegen das zweite der zehn Gebote. Diese Verstöße hätten sich bitter gerächt, hob der Bischof hervor. „Viele von uns schlagen sich heute noch mit Gottesvorstellungen herum, die von den Bildern stammen, die wir aus Kindertagen in unseren Seelen gespeichert haben und die häufig genug im Grunde unsere Gottesvorstellung belasten.“

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