Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Jeder ist angesprochen
30.05.10

Jeder ist angesprochen

Bewusst machen: Unbezahlte Dienste und Hilfen werden wichtiger – Interview mit Generalvikar

 

Ausgabe 22 vom 30. Mai

Generalvikar Gerhard Stanke

72-Stunden-Aktion des BDKJ im vergangenen Jahr: Jugendliche aus Marbach, Steinau und Steinhaus legen vor der Wendelinuskapelle bei Steinhaus ein Beet an. Stefan Darnieder, Ortsvorsteher von Steinhaus (blaues Hemd), und Weihbischof Karlheinz Diez (dunkles Hemd), danken den Aktiven für ihren freiwilligen Einsatz. Foto: Stoehr

Am 6. Juni beim Bonifatiusfest eröffnet Bischof Heinz Josef Algermissen in Fulda ein „Jahr des Ehrenamts“ im Bistum. Einer der Ideengeber für dieses besondere Jahr ist Generalvikar Gerhard Stanke.

Ein ganzes Jahr sollen die ehrenamtlich arbeitenden kirchlichen Mitarbeiter im Bistum in den Blickpunkt rücken. Wer darf, wer soll sich angesprochen fühlen?

Generalvikar Stanke: Jede und Jeder darf und soll sich angesprochen fühlen. Wer durch Taufe und Firmung zur Kirche gehört, ist auch berufen, das Evangelium zu verkünden. Das geschieht u.a. dadurch, dass er seine besonderen Begabungen einbringt in die Mitarbeit in der Pfarrgemeinde oder einem kirchlichen Verband. Das macht Kirche so lebendig und den Einzelnen so wichtig.

Mancher ehrenamtliche Mitarbeiter wünscht sich eine professionelle Begleitung bei seinem Dienst. Soll hier nachgebessert werden?

Eine ganze Reihe ehrenamtlicher Dienste bedürfen auch einer Vorbereitung oder Ausbildung und dementsprechend auch einer professionellen Begleitung. Andere wiederum brauchen tatkräftige Hände und Lebenserfahrung. Für die Bereiche, in denen eine Begleitung nötig ist, werden wir im Jahr des Ehrenamtes Akzente setzen und auch Angebote machen.

Immer wieder sind Männer, Frauen und Jugendliche bereit, einen Dienst zu übernehmen. Gibt es eine zentrale Stelle im Bistum, die ehrenamtliche Dienste vermittelt?

Wer zu einem ehrenamtlichen Dienst bereit ist, kann und wird sich in der Regel zunächst an die Pfarrgemeinde wenden, in der er lebt. Ansprechpartner sind weiterhin die verschiedenen Verbände und Vereine in der Kirche. Wer einen Rat braucht, wo und wie er sich engagieren kann, kann sich auch an das Seelsorgeamt wenden.

Anfänger im ehrenamtlichen Dienst durchlaufen, etwa beim Sozialdienst katholischer Frauen in Fulda, eine „Grundausbildung“. Könnte dies ein Modell sein für alle Ehrenamtler?

Die Grundausbildung beim SkF ist vorbildlich und kann sicher auch Modell für andere sein.

Zu hören ist immer wieder: Hauptamtliche Mitarbeiter in der Kirche werden weniger. Bedeutet dies: Ehrenamtliche Mitarbeiter müssen künftig diese „Lücken“ füllen?

Ehrenamtliche Mitarbeiter sind keine Lückenbüßer. Wie bereits gesagt, sind sie von Gott berufen, ihre Begabungen und Fähigkeiten einzubringen bei der Verkündigung des Evangeliums. Hauptberufliche und ehrenamtliche Mitarbeiter sind nicht Konkurrenten, sondern ergänzen sich von ihrem Auftrag und von ihren Begabungen her.

Die Bezeichnung „Ehrenamt“ bekräftigt: Es ist ehrenvoll, dieses Amt auszufüllen. Was bedeutet dies für den Ehrenamtlichen selbst?

Es ist Ehre, von Gott berufen zu sein, für ihn und seine Botschaft in dieser Welt Zeugnis zu geben. Ehrenamt meint auch, dass jemand einen Dienst in der Gemeinschaft wahrnimmt, ohne dafür finanzielle Güter zu beanspruchen. Die Wertschätzung und Anerkennung dieser Arbeit müssten für Hauptberufliche, – ja für die ganze Gemeinde selbstverständlich sein.

Was darf ein ehrenamtlicher „Amtsträger“ von seinem „Dienstgeber“ erwarten?

Neben Anerkennung und Wertschätzung des ehrenamtlichen Dienstes auch Interesse an dem, was jemand ehrenamtlich in der Gemeinde tut. Dieses Interesse zeigt sich u.a. darin, dass Hauptberufliche Zeit haben für Gespräche und auch für Unterstützung und Begleitung.

Noch immer ist es so: Ehrenamtlicher Dienst wird nicht als Arbeit gewertet – entsprechend zählt er auch nicht im Bruttosozialprodukt mit. Das heißt: Unsere leistungsorientierte Gesellschaft wertet diesen Dienst nicht als „Leistung“. Kann das „Jahr des Ehrenamts“ dieses Ungleichgewicht etwas beseitigen helfen?

Leider zählt oft nur die Arbeit oder der Dienst, der auch finanziell honoriert wird. Eine Gemeinschaft lebt ganz wesentlich von den vielen Diensten, die Menschen füreinander wahrnehmen, ohne dass sie dafür bezahlt werden. Ich hoffe, dass das Jahr des Ehrenamtes vielen Menschen bewusst macht, wie wichtig die gegenseitigen Dienste und Hilfen sind, die nicht vergütet werden. Und manches kann auch gar nicht bezahlt werden, weil es unbezahlbar ist, wie zum Beispiel Herzlichkeit, Vertrauen, sympathische Zuwendung, Einfühlungsvermögen und anderes.

Interview: Dietmar Kuschel

Seelsorgeamt Fulda
Telefon 06 61 / 87 - 2 94

Zur Sache

Ehrenamt von A bis Z

Ehrenamtliches Engagement ist bunt und vielfältig – so vielfältig wie die Menschen sind. Einige Beispiele – mit viel Freiraum für Neues.

A: Altardienst, Aktion Friedenslicht

B: Besuchsdienste, Blumenschmuck, Bibelgruppen in allen Variationen, Basare, Backen

C: Chöre, caritativer Einsatz

D: Diakonie

E: Exerzitien im Alltag, Eine-

Welt-Arbeit, Einkehrtage gestalten

F: Feste organisieren, Firmkatecheten, Frühschichten vorbereiten, Friedensgebete, Frauengruppen, Familienarbeit

G: Gärtnern, Gottesdienste vorbereiten, Gebetsgruppen leiten, Geburtstagsbesuche, Gemeindefahrten

H: Hospiz

I: Internet, Ideen einbringen, Integrationsarbeit

J: Jugendliche begleiten

K: Küster, Kommunionhelfer, Kranke besuchen, Kindergruppen, Krabbelgruppen, Kindergottesdienste vorbereiten, Kommunionkatecheten, Kreativität, Katholikenrat

L: Lektoren, Liturgie gestalten

M: Ministrantinnen und Ministranten, Missionsprojekte, Musik machen, Männergruppen

N: Neues probieren

O: Orgel spielen, Ökumenekreise, Öffentlichkeitsarbeit

P: Pressearbeit gestalten, Pfarrbriefe erstellen und verteilen, Pfarrgemeinderat, Pfadfinder,

Q: Qualität

S: Seniorenarbeit, den Laden „sauber halten“, Sternsingeraktion

T: Trauernde trösten, Taizégebet, Telefonseelsorge

U: Umgang mit der Schöpfung

V: Verwaltungsrat, Verbandsarbeit

W: „Wahlhelfer“, Weltgebetstag, Wäsche, Wortgottesdienste gestalten

Z: Zupacken, Zuhören

Stichwort

Ehrenamt

Ein Ehrenamt im ursprünglichen Sinn ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, das nicht vergütet wird. Geleistet wird ein Ehrenamt auf Dauer, regelmäßig und verbindlich in Vereinigungen, Verbänden, Initiativen oder Institutionen, wie etwa in der Kirche oder kirchlichen Einrichtungen. Für ehrenamtliche Tätigkeit, wie etwa im kommunalpolitischen Bereich, wird machmal eine Aufwandsentschädigung gezahlt.

Heute wird „Ehrenamt“ zunehmend gleichbedeutend mit Begriffen wie „Freiwilligenarbeit“ oder „Bürgerschaftliches Engagement“ verwendet.

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