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Pilgern unter Geleitschutz
31.07.11

Pilgern unter Geleitschutz

Der Weg zum Wallfahrtsort Maria Ehrenberg führt durch ein Sperrgebiet

 

Ausgabe 31 vom 31. Juli 2011

Vorneweg: Hauptmann Wolfgang Harkeführt die Prozessionen durch das Bundeswehrübungsgelände über einen sicheren Weg. Foto: Kleinhenz

„Halt! Scharfschießen! Lebensgefahr!“ Trotz der Warnung auf dem Schild gehen Pilger gelassen ihren Weg zum Marienheiligtum – an der Grenze zwischen den Bistümern Fulda und Würzburg unweit der ehemaligen DDR-Grenze. Es ist eine ungewöhnliche Wallfahrt, weil sie einen Truppenübungsplatz durchquert.

Ein Soldat begleitet die Pilger zur Sicherheit auf der gesamten Strecke zu Maria Ehrenberg, da abseits des Weges Übungsmunition liegen könnte. Zwischen 12 000 und 15 000 Menschen pilgern jährlich in Fußgruppen nach Maria Ehrenberg in der Rhön: viele davon aus dem Bistum Fulda und besonders zahlreich an den Festen Mariä Himmelfahrt, 15. August, und an Mariä Geburt, 8. September. Maria Ehrenberg gehörte auch bis zur Säkularisation im 19.Jahrhundert und der Zuordnung zum Bistum Würzburg zu Fulda. Als zentrale Stätte der Marienverehrung blieb er bis heute über Jahrhunderte im Bewusstsein der Katholiken der bayrischen und der fuldischen Rhön verankert.

„Die Wallfahrt ist noch nie ein Problem gewesen, die Pilger verhalten sich diszipliniert.“ Wolfgang Harke

Verehrt wird auf Maria Ehrenberg, seit 1521 bezeugt, das spätgotische Gnadenbild der „Mutter der Barmherzigkeit“. Die Pilger berühren eine Marienstatue und haben damit einen Wunsch frei, die gleichzeitig als Bitte an Maria, die Gottesmutter, gerichtet ist. Von Mai bis Oktober werden die Pilger zur Verehrung des spätgotischen Gnadenbildes von Maria Ehrenberg erwartet. Es ist über dem Altar der Kirche platziert und wird angestrahlt von einem Lichtermeer an einer Marienstatue, mit dem das Dunkel in der Nacht erhellt wird. Jede brennende Kerze steht für eine Bitte. An hohen Marienfeiertagen „wachen“ Pilger im Gebet die Nacht hindurch.

Dass niemand auf dem Weg dorthin von der Strecke abkommt, dafür sorgt der Geleitschutz der Soldaten. Erst wenn ein Soldat von der Truppenübungsplatz-Kommandantur der Rhön-Kaserne in Wildflecken die Schranken öffnet, kann die Wallfahrtsgruppe die Wegsperre passieren. Es ist ein komplizierter Weg, der nur mit Hilfe eines geländekundigen Soldaten begangen werden kann. Außerdem sind zwei Soldaten in einem Jeep zur Stelle und beobachten den Pilgermarsch aus nächster Nähe. Hauptmann Wolfgang Harke: „Die Wallfahrt ist noch nie ein Problem gewesen, die Pilger verhalten sich diszipliniert – und alles geschieht nach Absprache mit der Bundeswehr“. Eine Unterschrift muss dennoch jeder Pilger leisten. So verpfl ichten sich alle Teilnehmer, „für Schäden im Sperrgebiet selbst aufzukommen“, berichtet Harke. Aber passiert sei in 20 Jahren Wallfahrt noch nie etwas.

Das soll auch am 14. August so bleiben, wenn um 10 Uhr die Fußwallfahrt an der Kirche in Wegfurt startet. Mit dabei: der 70- jährige Albert Zirkelbach, der sie 1992 aus der Taufe hob. Anfangs sieben, seien es heute 250 Frauen und Männer, die die 28 Kilometer auf sich nehmen und dabei eine unberührte Landschaft mit Fernblick genießen können. „Und es scheinen immer mehr zu werden“, freut sich Zirkelbach. Solange wie möglich möchte er noch nach Maria Ehrenberg mitlaufen. (jk)

Chronik

Schon viele Jahrhunderte verehrt

Einst hatte ein Schäfer aus Kothen in der Rhön im Wald nahe dem Wallfahrtsort ein Bild von Maria gefunden und es unten in der Talkirche aufgestellt. Doch es kehrte immer wieder an den Fundort zurück. Davon beeindruckt, baute der Schäfer auf der Bergkuppe eine kleine Marien-Kapelle. Dort blieb das Bild stehen. Seitdem versammeln sich Gläubige an dieser Stätte, um Maria ihre Anliegen vorzutragen. Als 1937 Maria Ehrenberg in den neuen Truppenübungsplatz Wildflecken zu liegen kam, wollten tausende Wallfahrer schon von diesem Ort auf 647 Metern Höhe Abschied nehmen. Sie erinnerten daran, dass es dort schon 1522 einen „Heyligenstock“ gegeben hatte, 1666 die erste Gnadenkapelle, 1731 das Langhaus und 1736 die große Treppenanlage mit 254 Stufen errichtet wurden.

Die Wallfahrtskirche durfte bleiben. Auch nach 1945 ist durch das Entgegenkommen der US- Army und seit 1993 der Bundeswehr der Zugang zum Wallfahrtsort an bestimmten Tagen gesichert.

Informationen zu den Prozessionen: www.maria-ehrenberg.de; Telefon 09748/208

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