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22 600 mal klingelte das Telefon
26.09.10

22 600 mal klingelte das Telefon

Telefonseelsorge Fulda feiert 30-jähriges Bestehen – „Wirklich gut, dass beide Kirchen im Boot sind“

 

Ausgabe 39 vom 26. September

Handreichungen: Pfarrerin Dagmar Erhardt, Bischof Martin Hein und Weihbischof Karlheinz Diez (von links) begegnen den Gläubigen nach dem Gottesdienst vor der Christuskirche. Foto: Günter Wolf

Winifred Neie

Fulda (gw). Es tutet – eine Stimme meldet sich: „Telefonseelsorge Fulda ...“ Doch es folgt kein Anruf eines Ratsuchenden, sondern ein Grußwort: Beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge Fulda nutzten einige Gäste die Möglichkeit der elektronischen Übertragung.

„Wir wollen damit den Gästen den Eindruck vermitteln, den unsere ehrenamtlichen, anonym bleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, wenn sie einen Anruf bekommen“, erläuterte der hauptamtliche Mitarbeiter Hermann Held diese Idee. So gab es manches, wie es auch bei „echten“ Anrufen bei der Telefonseelsorge sein kann: Störungen, Unterbrechungen, kurze (wie von Landrat Bernd Woide), aber auch längere Anrufe (wie von Oberbürgermeister Gerhard Möller oder dem Bundesgeschäftsführer der evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge, Dr. Bernd Blömeke).

Prälat Rudolf Hofmann, Leiter des Seelsorgeamts im Generalvikariat, der Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Fulda, Bengt Seeberg, Fördervereinsvorsitzender Kilian von der Tann und die Kreisbeigeordnete Ulla Döppner trugen ihre Grußworte der Festversammlung persönlich vor.

Leiterin Pfarrerin Dagmar Erhardt erläuterte: „Unser Betreuungsgebiet reicht vom Landkreis Hersfeld –Rotenburg über den Landkreis Fulda, Teile des Vogelsbergkreises und den Altkreis Schlüchtern bis in das nördliche Franken und westliche Thüringen.“ 20 622 Anrufe registrierte die Telefonseelsorge Fulda 2009.

Um die technische Entwicklung in der Telefonseelsoge und auch die Anforderungen zu dokumentieren, waren vor der Bühne des Evangelischen Zentrums Haus Oranien drei Tische aufgebaut. Auf ihnen lagen die Platzausstattungen, mit denen die Frauen und Männer in dieser Zeit gearbeitet haben beziehungsweise arbeiten. Im Mittelpunkt das Telefon, hier mit Wählscheibe, im ersten Jahrzehnt von einer Schreibmaschine und einem Karteikasten ergänzt. Im zweiten Jahrzehnt gab es Tastentelefone und eine elektrische Schreibmaschine. Das dritte Jahrzehnt markierte den technischen Fortschritt mit Computer und schnurlosem Telefon.

„Ursprünglich eine reine evangelische Veranstaltung“

Winifred Neie ist eine Telefonseelsorgerin der ersten Stunde. Sie bereitete den Start mit vor und bildete viele Jahre ehrenamtliche Mitarbeiter aus. Beim Festakt berichtete sie von den schwierigen Anfängen und der zweijährigen Vorbereitungszeit sowie von der Belastung für die Ehrenamtlichen, insbesondere, wenn „Daueranrufer die Leitung blockieren“. „Ursprünglich war die Telefonseelsorge Fulda eine rein evangelische Veranstaltung“, so Neie.

Die zweite Dekade nahm die frühere Mitarbeiterin Ruth Schnädter in den Blick. In dieser Zeit kam die Telekom als Partner der Telefonseelsorge dazu. Seit 1996 gibt es bundeseinheitlich kostenlose Rufnummern. Schnädter stellte fest: „Seit es Mobiltelefone gibt, rufen auch viele jüngere Menschen an.“

Sonja Jarohs, die von 2000 bis 2008 ehrenamtlich tätig war, richtete den Blick in der dritten Dekade auf die ökumenische Zusammenarbeit seit 1992. „Es ist wirklich gut, dass die katholische Kirche seitdem mit im Boot ist und sich beide Kirchen gemeinsam in der Telefonseelsorge engagieren.“

34 evangelische und 46 katholische Frauen und Männer wirken ehrenamtlich in der Telefonseelsorge Fulda. Der Kirchenkreis Fulda und das Bistum Fulda finanzieren vier hauptamtliche Stellen auf der Leitungsebene.

Bei der Feier war auch für das Gemüt gesorgt. Der Wittener Kirchenkabarettist Micki Wohlfahrt unterhielt mit seiner Show das Publikum und sorgte mit seinem Vortrag mit spitzer Zunge und Tiefsinn für viele ausgelassene Lacher – und für Nachdenklichkeit.

Der geistliche Zuspruch kam bei dem Jubiläum nicht zu kurz. Vor dem Festakt wurde in der evangelischen Christuskirche ein ökumenischer Festgottesdienst gehalten. Weihbischof Karlheinz Diez und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, sowie die die evangelische Pfarrerin Dagmar Ehrhardt, leiteten die Feier. Bezirkskantor Christian Mellin sowie das Chor- und Instrumentalensemble „Könixkinder“ (Leitung Dr. Frank Breitenbach) gestalteten den Gottesdienst musikalisch.

Weihbischof Diez stellte heraus, dass es im Leben nicht nur Schwarz oder Weiß gebe, sondern sich vieles in den grauen Zwischentönen abspiele. Wer bei der Telefonseelsorge anrufe, der suche Rat und Beistand, wie ein Kind sich in seinen Ängsten, Sorgen, Nöten und Dunkelheiten an seinen Vater wende. Dies sei Zeichen eines großen Vertrauens in die Frauen und Männer, die an den Telefonen die Anrufe entgegennähmen, so Diez. Die Telefonseelsorge sei ein „Schatz“.

Bischof Hein: Seit 30 Jahren ganz Ohr sein

Seit 30 Jahren ganz Ohr zu sein, würdigte Bischof Hein. Nur auf die Stimme des Anrufers angewiesen zu sein, mache die Arbeit der Telefonseelsorger nicht leicht, ihr Gegenüber und seine Situation einzuschätzen. Er unterstrich, dass Telefonseelsorge Teilnahme an der Seelsorge Jesu sei.

Telefonseelsorge gebührenfreie Rufnummern
0800 / 111 0 111
0800 / 111 0 222

Hintergrund

Zuhören ist das A und O

Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter der Telefonseelsorge Fulda berichten über ihre Arbeit.

„Menschen, die bei uns anrufen, melden sich mit ihren Problemen nicht unbedingt beim Pfarrer “, so Eleonore S. (Name geändert). Warum (zunächst) eher seelsorglicher Rat eines (mutmaßlichen) Laien gesucht wird, weiß die Katholikin, die seit drei Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Telefonseelsorge Fulda ist, auch: „Es geht oft um sexuelle Probleme oder um Schwierigkeiten mit dem Partner. Da denken viele oftmals, es wäre besser, mit jemandem darüber zu reden, der selbst in partnerschaftlichen Beziehungen lebt“, so die Erfahrung von Eleonore S.

Gerhard F. (Name geändert) ist seit zehn Jahren ehrenamtlicher Telefonseelsorger in Fulda. Er ist davon überzeugt, dass die Möglichkeit, beim Anruf anonym bleiben zu können, die besondere Attraktivität der Telefonseelsorge ausmacht. Was ist für den Mitarbeiter am Telefon wichtig?„Zuhören zu können, das ist das A und O unseres Dienstes“, meint Gerhard F. Der Katholik betont , dass sie „nur Anregungen geben, um Wege aus einer Krise aufzuzeigen. Wir beraten nicht“. Beratungstätigkeit sei den Telefonseelsorgern nach dem Gesetz untersagt.

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