Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Sein Vermächtnis: Habt keine Angst!
01.05.11

Sein Vermächtnis: Habt keine Angst!

Begegnungen mit dem Papst aus einem fernen Land – Menschen aus dem Bistum erinnern sich

 

Ausgabe 18 vom 1. Mai 2011

Zärtliche Berührung: Thomas Gärtner und seine Mutter Regina begegnen Papst Johannes Paul II. bei einer Audienz im Heiligen Jahr 2000. Fotos (5): privat

Überreicht eine Reliquie des heiligen Bonifatius: Bischof Heinz Josef Algermissen bei einer Audienz im Jahr 2003.

Mit Jugendlichen aus Fritzlar 1979 in Castel Gandolfo: Monsignore Ludwig Vogel und Papst Johannes Paul II.

Vor 29 Jahren: Der heutige Weihbischof Karlheinz Diez trifft den Papst bei einem Kongress in Rom.

In den Anfängen beeindruckte Johannes Paul II. durch sein fast athletisches Auftreten, später ließ der Schmerzensmann im weißen Gewand die Menschen nicht unberührt. Sechs von ihnen fassen dies in Worte. Wo die Worte fehlen, sprechen die Bilder.

„Johannes Paul II. ist der Papst, der mich nicht nur durch seine Persönlichkeit tief beeindruckt, sondern auch den Großteil meines Lebens bestimmt hat, vor allem durch die Ernennung zum Weihbischof in Paderborn und später zum Bischof von Fulda. Bei Begegnungen mit ihm hat mich immer seine spontane Art fasziniert. Er ist für mich der ,Papst der Würde des menschlichen Lebens‘, sowohl durch seinen Einsatz für das ungeborene Leben und die alten und kranken Menschen als auch durch seinen offenen Umgang mit dem eigenen schweren Leiden.

Sein Kampf für die Kultur des Lebens und gegen die Kultur des Todes ist auch für mein eigenes bischöfliches Wirken maßgebend. Bei einer Begegnung im Juli 2003 im Rahmen einer Privataudienz schenkte ich ihm eine Reliquie des heiligen Bonifatius, und er sagte bei dieser Gelegenheit, wie sehr er sich Fulda seit seinem Besuch im November 1980 verbunden fühlte.“

Bischof Heinz Josef Algermissen

„Im Sommer 1979 war ich mit einer Jugendgruppe aus Fritzlar in Rom. In Castel Gandolfo feierten wir mit dem Papst die heilige Messe. Ich war einer der Konzelebranten. Danach kam Johannes Paul II. zu unserer Gruppe. Er stellte sich für ein Gruppenfoto mitten unter die Jugendlichen. Später bin ich dem Papst immer wieder begegnet, einmal war auch meine Schwester dabei.

Für Fatima hat Johannes Paul II. eine sehr große Bedeutung. Er war überzeugt, dass er die Rettung beim Attentat der Gottesmutter verdankte. Ein Jahr nach den Schüssen auf dem Petersplatz am 13. Mai 1981 kam er 1982 nach Fatima. Er brachte die Kugel mit, die ihn traf. Sie wurde in die Krone der Marienstatue eingefügt. Ich erinnere mich an den großen Platz vor der Basilika, der von Menschen übersät war.

Dass Johannes Paul II. Papst wurde, war eine unwahrscheinlich gute Sache. Denn er war offen für die Menschen und hatte überall sofort Kontakt.“

Monsignore Ludwig Vogel (Petersberg), Direktor des Fatima-Weltapostolats

„Meine Begegnung mit Papst Johannes Paul II. am Palmsonntag 2004 in Rom liegt zwar schon einige Jahre zurück, dennoch hat dieser Augenblick in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz eingenommen. Obwohl er damals schon von seiner Krankheit schwer gezeichnet war, hatte er noch so viel Kraft und sichtbare Freude. Seine große Liebe, die ich in seinen Augen sehen konnte, berührt mich auch heute noch.

Erst kürzlich durfte ich in Düsseldorf mit anderen einen Erwachsenen-Glaubenskurs begleiten und auf die Frage, an welchem Punkt mein Glaube an Gott mich auf besondere Weise geprägt hat, erzählte ich von meiner Begegnung mit dem Papst. Ich bin mir sicher, dass ich durch diesen so unbeschreiblich beeindruckenden Moment, meine Liebe und meine Überzeugung zu Gott neu entfacht habe. Einen Weg, den ich so wahrscheinlich nicht gegangen wäre.“

Nicole Schäfer, Grävenbroich, bis 2010 Mitarbeiterin im Bischöflichen Jugendamt Fulda

„Mein Sohn Thomas hatte immer wieder den Wunsch, dem Papst die Hand zu schütteln. Im Heiligen Jahr 2000 sind wir mit der KAB Hainzell nach Rom gefahren. Bei der Audienz standen die Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe. Am Ende wurden wir nach vorn zum Heiligen Vater gebeten. Mein Sohn und ich haben ihm die Hand gegeben. Für meinen Sohn, der sehr gläubig ist und daraus Kraft schöpft, war dies ein besonderes Erlebnis. Deshalb hat es ihn sehr bewegt, als Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 starb, dem 30. Geburtstag von Thomas. Mein Sohn wäre sehr gern bei der Seligsprechungsfeier in Rom mit dabei.“

Regina Gärtner, Hosenfeld

„Zu meiner Priesterweihe am 10. Oktober 1978 in der römischen Jesuitenkirche Sant’Ignazio kamen meine Verwandten und Bekannten in ein Rom ohne Papst. Am 28. September 1978 war Papst Johannes Paul I. plötzlich verstorben. Man wartete auf einen Nachfolger.

Am 16. Oktober habe ich meine letzten Gäste verabschiedet und bin nachmittags zum Petersplatz gefahren. Auf dem großen Platz stehend, unter sehr vielen Menschen aus der ganzen Welt, kann ich mich gut an die Überraschung erinnern, als der Name des neugewählten Papstes die Runde machte: Karol Wojtyla. Dann erschien seine Gestalt auf der Loggia der Peterskirche. Er bezeichnete sich selbst auf Italienisch als ,Papst aus einem fernen Land‘. Am Sonntag darauf sprach er die berühmten prophetischen Worte: ,Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!‘

Tief beeindruckt und aufmerksam habe ich wahrgenommen, wie aus dem kraftvollen, furchtlosen, ja athletischen neuen Papst mit 58 Jahren, durch die Folgen des Attentats am 13. Mai 1981 und die Auswirkungen der chronischen Parkinsonerkrankung der schmerzgebeugte Diener Gottes und ,wortlose‘ Zeuge Jesu Christi wurde. Wie dankbar bin ich, dass dieser große Papst auf meiner Ernennungsurkunde zum Weihbischof von Fulda vom 13. Juli 2004 seinen Namen geschrieben hat!“

Weihbischof Karlheinz Diez

„Zu meiner ersten persönlichen Begegnung mit Papst Johannes Paul II. kam es im Rahmen einer Wallfahrt mit Erzbischof Johannes Dyba und Mitgliedern des Katholikenrats nach Rom. Bischof Dyba stellte mich dem Heiligen Vater vor, der sich auf Deutsch mit uns unterhielt. ,Wie geht es Bischof Schick?‘ wollte er etwa wissen. In dem Moment, in dem ich ,Heiliger Vater, wir beten für Sie!‘ sagte, wurde ein Foto aufgenommen.

Eine letzte Begegnung hatte ich mit einer Schülergruppe eines Oberstufenreligionskurses im Januar 2004. Nach der Audienz lief ein päpstlicher Kammerdiener durch die vorderen Reihen und rief immer wieder ,Gruppo di Fulda!‘. Da wir von der Hanauer Otto-Hahn-Schule kamen, fühlten wir uns zuerst nicht angesprochen. Meine Schüler hatten im Vorfeld über den Apostolischen Nuntius die Bitte nach einem gemeinsamen Foto mit dem Heiligen Vater geäußert und so meldeten wir uns dann doch. Schnell ging es hinter die Bühne und wir wurden für das Foto hinter dem Heiligen Vater aufgestellt, der schon merklich von Krankheit gezeichnet in seinem Stuhl saß. Als er jedoch hörte, dass sich die Schüler unterhielten, fragte er ,Woher kommen die jungen Menschen?‘ Auf die kurze Antwort ,Fulda‘ sagte er: ,Da bin ich gewesen, beim heiligen Bonifatius‘. Mit schwacher Stimmer fuhr er fort: ,Gott schütze die Jugend, Gott schütze Fulda!‘ “

Dr. Tobias Angert, ehemaliger Vorsitzender des Katholikenrats

Hintergrund

Vor Mittagessen zu Angelusgebet

Am Abend des 16. Oktober, dem Tag der Papstwahl Johannes Paul II., sitze ich mit Erstsemestern im Theologenkonvikt in Freiburg in geselliger Runde. Einer hat eine Gitarre zum Singen dabei und stimmt passend zum Geschehen in Rom das Lied „In einem Polenstädtchen“ an. Auf die Melodie des Volkslieds entsteht ein neuer Text. Eine Kostprobe: ,In eine Polenstädtchen lebt einst ein Kardinälchen.‘ Das Ende vom Lied lautet: ,Man hört Felici plappern: Habemus papam.‘

Zwei Jahre nach der Papstwahl sitze ich im Zug nach Rom. Ich studiere an der Gregoriana- Universität und wohne im Portugiesischen Kolleg, wenige hundert Meter entfernt vom Apostolischen Palast. Mehrfach sehe und höre ich Johannes Paul II. bei Audienzen und beim sonntäglichen Angelusgebet – vor dem Mittagessen.

Am 13. Mai 1981 sitze ich an der Gregoriana in einer Seminarveranstaltung zum Thema Papsttum. Da hören wir vom Attentat auf Johannes Paul II. bei der Generalaudienz. Wir gehen sofort zum Petersplatz. Die römische Innenstadt ist erfüllt von den lauten Sirenen der Polizeiautos. Auf dem Platz beten die Menschen – einige weinen. Dann kommt die erleichternde Nachricht: Johannes Paul II. hat das Attentat überlebt.

Hans-Joachim Stoehr

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Vor dem Peterstor 2
36037 Fulda
Tel. 0661 / 9724-0
Fax 0661 / 79652
Mail: fulda@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de