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„Eine frohe Kirche vorleben“
12.06.11

„Eine frohe Kirche vorleben“

Neuer Dechant Andreas Weber zur Situation im Dekanat Hanau – Großes Vertrauen in Kirche

 

Ausgabe 24 vom 12. Juni 2011

Elisabeth an seiner Seite. Pfarrer Andreas Weber hat eine Statue der heiligen Patronin seiner Gemeinde in der Wohnung. Foto: Bernhard Perrefort

Seit wenigen Wochen ist er der neue Dechant des Dekanates Hanau: Pfarrer Andreas Weber. Welche Aufgaben bringt dieses Amt mit sich? Auch dazu äußert er sich im Interview.

Frage: Haben Sie sich schon an die Anrede „Herr Dechant“ gewöhnt?

Weber: Na ja, Anreden sind nicht so wichtig. Ich werde nach wie vor mit „Herr Pfarrer“ angesprochen. Diese Anrede ist bekannt, und das ist auch der Bereich, in dem ich beheimatet bin. Ich bleibe ja Pfarrer der Pfarrei St. Elisabeth in Hanau-Kesselstadt. Das bin ich mit Herz und Seele. Von diesen Aufgaben möchte ich auch nichts zurücknehmen.

Was sind die Aufgaben eines Dechanten?

Die Rechte und Pflichten sind in einem Statut mit 19 Paragraphen aufgezeichnet. Auf den Punkt gebracht, ist es erst einmal die Beheimatung an der Basis der Pfarreien, ein Stück auch als Bindeglied zum Bistum. Die Pfarreien haben auf dieser Ebene die Möglichkeit, sich zu finden, sich auf Dekanatskonferenzen gemeinsam Dinge anzuschauen, anzupacken. Auf der anderen Seite hat aber das Bistum ebenfalls eine Ebene, auf der es die Verbindung zur Basis herstellt.

Sind Sie als Dechant also eine Art Vertreter des Bischofs in der Region?

Ja, im Statut wird von der Teilhabe des Dechanten an der Hirtensorge des Bischofs gesprochen – wie eigentlich bei jedem Priester. Nur ist ein Dechant noch einmal mit besonderen Pflichten gefordert.

Von der anderen Warte aus gesehen, können Sie Entwicklungen, Probleme und Sorgen in Ihrem Dekanat dem Bischof vortragen …

Ja, dafür gibt es ein Forum. Die Dechanten des Bistums treffen sich regelmäßig mit dem Bischof auf der Dechantenkonferenz. Da wird jeder aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten oder Eingaben zu machen. Die Tagesordnung bestimmen wir mit. Und die Dinge, die wir einbringen, werden vom Bischof auch wahrgenommen und besprochen.

Das Dekanat Hanau ist zum Beispiel mit Bergen-Enkheim als Frankfurter Stadtteil großstädtisch, durch Langenselbold/Erlensee ländlich, sowie durch große wachsende Neubaugebiete wie in

Niederdorfelden und Nidderau geprägt. Macht das Ihre Aufgabe schwieriger?

Nicht schwieriger, aber das ist eine Herausforderung. Jedes Dekanat hat eigene Gegebenheiten. Wir sind geprägt durch den Ballungsraum Rhein-Main, durch eine hohe Mobilität der Menschen. Eine solche Anforderung muss zunächst einmal eine Pfarrei stemmen, der Pfarrer zusammen mit dem Pfarrgemeinderat. Das Dekanat verfolgt natürlich auch diese Entwicklungen und entwickelt gegebenenfalls gemeinsame Konzepte.

Welche Aufgaben stehen jetzt zuvorderst an?

Eine große Arbeit in Hinsicht auf die Pastoralverbünde ist schon geleistet worden. 19 Pfarreien haben sich in unserem Dekanat zu sechs Pastoralverbünden zusammengeschlossen. Darin ist bereits gemeinsam und verbindlich sehr viel geregelt. Ein Schwerpunkt für die nahe Zukunft liegt sicherlich darin,

dies noch weiter zu vertiefen. Und dort, wo es noch Schwierigkeiten gibt, diese auch anzusprechen. Dazu trifft sich der Dechant ja mit den Moderatoren, also den Leitern der Pastoralverbünde, um diese Dinge wieder im Dekanat zusammenzufügen.

Und was möchten Sie generell angehen?

Wir sollten gut zusammenhalten, uns auf die Fundamente besinnen, um im Glauben gemeinsam voranzukommen, ihn vor Ort vorzuleben. Gerade jungen Menschen, die manches anders machen, sollte vertrauensvoll der Weg geöffnet werden, einen persönlichen Zugang zu Gott zu finden – in kleinen Gruppen der Gemeinden, aber in Verbundenheit mit dem Bistum und der Weltkirche. Bei allen Problemen in der Kirche, die zu klären sind, muss es uns gelingen, die Botschaft des Glaubens in froher und guter Weise zu verkünden. Dabei kann an Bewährtem wie einer Anbetung festgehalten werden. Wir sollten aber auch neue Projekte wagen, um der Kirche Fernstehende zu erreichen. Es gibt Glaubenskurse, Exerzitien im Alltag … Hier im Pastoralverbund läuft ein Firmkurs für Erwachsene. Viele Pfarreien im Dekanat entschließen sich erfreulicher Weise wieder, ihre Gotteshäuser zu bestimmten Zeiten tagsüber zu öffnen, damit Menschen einen Zugang zur Kirche finden. „Türen öffnen“ wäre hier so ein Schlüsselwort. Dann hat Kirche, haben Menschen in der Kirche eine Zukunft. Kleine Schritte sind wichtig.

Sie blicken also durchaus trotz der „Großwetterlage“ optimis-tisch nach vorne…

Ich bin von Grund auf Optimist, da die Kirche nicht von Menschen geführt, sondern immer auch von Gott selbst geleitet wird. Wenn wir da mit Freude und Engagement mithelfen, wird Gott das Schiff der Kirche führen. Er wird die Ausstrahlung schenken, damit die Kirche Menschen anzieht. Ich möchte im Dekanat dazu beitragen, dass wir froh sein können, dazu zu gehören. Ohne aufdringlich zu sein, müssen wir die Botschaft der Erlösung auch missionarisch kundtun. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass viele den Weg nicht mehr mitgehen. Trotzdem ist spürbar, dass wir als katholische Kirche anerkannt sind.

Gerade auch junge Menschen entdecken den Glauben wieder und bringen sich in den Pfarreien beispielsweise zu Hunderten als Messdiener/als Pfadfinder ein.

Das Vertrauen in die Gemeinden, in die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen ist groß. Allein in der Osternacht hatten wir in meiner Pfarrei acht Taufen. Das habe ich in 22 Jahren als Priester noch nie erlebt. Wir haben auch gute Kontakte zu allen Schulen, die sich sehr offen zeigen für Fragen des Glaubens. Die Zusammenarbeit kann trotzdem noch weiter intensiviert werden, zum Beispiel in Projekten, in der Schulseelsorge, in konkreten Hilfen für Kinder und Jugendliche. Ich selbst unterrichte in der Grundschule und werde dies weiterhin tun. Es gilt für uns im Dekanat, das in die Kirche gesetzte Vertrauen zu begleiten, zu fördern und gegen den Wind ein Stück frohe Kirche zu leben: Glaube ist etwas Schönes, das uns mit Menschen auf der ganzen Welt verbindet.

Interview: Bernhard Perrefort

Zur Person

54 000 Katholiken

Der Hanauer Pfarrer Andreas Weber, 50, leitet ein Dekanat, zu dem sechs Pastoralverbünde beziehungsweise 19 Pfarreien gehören. 54 000 Katholiken leben dort. Als stellvertretender Dechant hatte der 1989 zum Priester geweihte Weber die Leitung schon seit gut einem Jahr inne. Zunächst wollte der 1951 in Dornburg geborene nach Abitur, Ausbildung zum Bankkaufmann und Bundeswehr Medizin studieren. Dann entschied er sich für den Priesterberuf. Er wirkte als Kaplan oder Pfarrer in mehreren Pfarrgemeinden. 2002 übertrug ihm Bischof Algermissen die Pfarrei Elisabeth in Hanau-Kesselstadt. (bp)

Hintergrund

Drei Neue

Im Bistum Fulda mit rund 425 000 Katholiken in 312 Kirchengemeinden und 48 Pastoralverbünden gibt es zehn Dekanate. Für drei wurden neue Dechanten ernannt (Der „Bonifatiusbote“ berichtete). Neben Andreas Weber sind dies die Pfarrer Andreas Matthäi (Rhön) sowie Jörg Schütz (Fritzlar). (bp)

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