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Lernorte des Glaubens
18.07.10

Lernorte des Glaubens

Kindergärten als Lebensraum der Kirche gestalten – 8. Symposion der Theologischen Fakultät Fulda

 

Ausgabe 29 vom 18. Juli

Intensive Diskussion: Professor Matthias Hugoth (links) mit Teilnehmern seines Gesprächskreises. Rechts: Moderatorin Elvira Diel. Fotos (5): Günter Wolf

Professor Matthias Hugoth

Bernd Ebert, Margarita Gill und Pia Biedenbach (von links).

Fulda (gw). „Der Kindergarten ist ein Stück Kirche“ waren sich die Teilnehmer beim 8. Symposion der Theologischen Fakultät einig. Diskutiert wurde das Profil von Kindertagesstätten in katholischer Trägerschaft und wie Kirche und christlicher Glaube auch in nicht katholische Einrichtungen hineinwirken können.

„Kinder sind kostbare Geschenke, die uns anvertraut sind“, stellte Professor Christoph Gregor Müller bei der Begrüßung der 125 Teilnehmer im Audimax fest. „Die große Teilnehmerzahl zeigt, dass wir vor über einem Jahr in Abstimmung mit dem Bischof die richtige Auswahl des Themas getroffen haben“, zeigte sich der Rektor der Theologischen Fakultät erfreut. Den Kindergarten beschrieb Monsignore Müller als „Lebensraum der Kirche“, an dem Glaube gelernt aber auch gelebt werde. Mit den Kindern werden auch deren Familien in den Blick genommen. Das sei wichtig, weil Glaubensweitergabe und -leben in den Familien nicht mehr selbstverständlich ist.

Erzieherinnen, Diakone und Priester im Gespräch

Neben einem Hauptreferat und zwei Kurzvorträgen konnten sie sich in elf Gesprächsgruppen austauschen: die Erzieherinnen, Pastoral- und Gemeindereferenten, Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte, Mitarbeiter des Generalvikariats, Priester und Diakone.

Bischof Heinz Josef Algermissen nahm an dem ganztägigen Treffen teil. Er hatte die Einführung zum Symposion übernommen und besuchte die Vorträge und Arbeitsgruppen. Damit unterstrich er, wie wichtig ihm und der Kirche die Kindertagesstätten und die dort am christlichen Weltbild orientierte pädagogische Arbeit ist. Missionarische Kirche zu sein sei bei Kindern von zentraler Bedeutung. Kindergärten sind für ihn auch „Lernorte des Glaubens“. Daher gehöre bei seinen Besuchen in den Kirchengemeinden das Gespräch mit den Erzieherinnen zum festen Programm. „Ich habe die Zeit genutzt, um zuzuhören und zu lernen“, sagte Algermissen in der Arbeitsgruppe „Kinder und Todeserfahrungen“, die von Generalvikar Gerhard Stanke und Claudia Reuter geleitet und von Diakon Josef Gebauer moderiert wurde.

Es ging nicht nur um die religionspädagogische Arbeit in den kirchlichen Einrichtungen. Professor Matthias Hugoth, der anstelle des verhinderten Münchner Generalvikars Peter Beer das Hauptreferat zum Thema „Der Kindergarten als Ort der Kirche“ hielt, stellte in seiner Arbeitsgruppe schnell Einvernehmen darüber her, dass auch in nichtkirchlichen Einrichtungen Raum für religionspädagogische Arbeit gegeben werden muss, und das nicht nur, weil es eine zwingende gesetzliche Vorgabe sei. „Auch dort gibt es Kinder und Erzieherinnen, die katholisch sind und die ein Recht auf religiöse Bildung und Arbeit haben“, sagte der Wissenschaftler von der Katholischen Fachhochschule Freiburg. Die Kirchengemeinden sollten nicht nur ihre eigenen Kindertagesstätten im Blick haben, sondern auch die in kommunaler und anderer privater Trägerschaft. Bei den Schulen sei diese Haltung schon lange selbstverständlich.

Neben der religiösen Bildung der Kinder besteht für die Seelsorger auch in den Einrichtungen nichtkirchlicher Träger die Chance, über die Kinder auch deren Eltern zu erreichen, ist Pfarrer Peter Göb (Vellmar) überzeugt. Besonders dann, wenn Eltern sich von der Kirche entfernt haben oder nie Mitglied der Kirche waren, ergebe sich die Chance, den Kontakt herzustellen und auch „gestörte Verhältnisse“ zwischen den Menschen und der Kirche zu heilen.

Die Beziehung zu den Eltern hatte Susanne Kaiser in den Mittelpunkt ihres Arbeitskreises „Das Gespräch mit den Eltern – Aufbau und Entwicklung von Vertrauen“ gestellt.

Sitzungen der Pfarrgremien im Kindergarten

Kindergärten sind Teil eines Beziehungsgeflechts in der Gemeinde. Erzieherinnen beklagten, dass Pfarrgemeinderäte den Kindergarten häufig nur als Programmbeitrag „Kinderspiele“ beim Pfarrfest einsetzen. Doch es gibt auch positive Beispiele der Beziehung Kindergarten – Kirchengemeinde. Dort werden Kindergärten bei der Gestaltung von Gottesdiensten einbezogen oder die Pfarrgremien besuchen die Kindergärten, oder sie veranstalten dort manchmal ihre Sitzungen.

Rechtsdirektor Dr. Albert Post und Finanzdirektor Franz Reuting (beide Abteilungsleiter im Generalvikariat) stellten in ihrem Arbeitskreis heraus, dass „qualifi- zierte Kindergärten qualifizierte Träger brauchen“. Der Wille, einen guten Kindergarten zu führen, reiche nicht aus, zumal, wenn das Geld knapp ist. Verwaltungsräte seien herausgefordert: Während hohe gesetzliche Vorgaben zu erfüllen sind, muss die Finanzierung der Kindertagesstätten sichergestellt sein.

Weitere Schwerpunkte des Symposions waren die Themen „Kinderarmut und versteckte Armut in unserer Zeit“ (Dr. Hejo Manderscheid, Limburg) oder „Der Kindergarten als Ort der Friedenserziehung“ (Gertrud Muth, Fulda), wo insbesondere die Bedeutung des Zusammenseins von Kindern aus verschiedenen Nationen und Religionen in einem Kindergarten betrachtet wurde.

In ihrem Kurzreferat sprach Dr. Angela Kaupp (Universität Freiburg) über „Herausforderungen und Chancen religiöser Erziehung in früher Kindheit“. Sie leitete die Gesprächsgruppe „Gute Jungs sind wie Mädchen?“, moderiert von Professor Dieter Wagner (Künzell).

Hintergrund

Viele Nationen und Religionen unter einem Dach

„Ich fand die Themen sehr ansprechend, auch die Informationenmenge“, sagte Bernd Ebert. Für den Pfarrkurator und Sprecher des Pfarrgemeinderats St. Jakobus Hünfeld war es „wichtig, einmal zu wissen, welche Perspektiven man sich für katholische Kindergärten vorstellt“. Für ihn ist die Unterstützung des Bistums von großer Bedeutung, damit die Ansprüche eines katholischen Kindergartens erfüllt werden können.

Margarita Gill aus Kassel fand es gut, dass es beim Symposion eine „geballte Information“ gab. „Ich bin seit 38 Jahren Kindergartenleiterin, aber es ist das erste Mal, dass dies so geschieht“, sagte sie. Gill leitet den Kindergarten St. Bonifatius. „Wir haben 98 Kinder aus 25 Nationen, von denen 82 nicht katholisch sind“, beschreibt sie die Situation in ihrer Einrichtung. Dies stelle das Personal vor Herausforderungen, insbesondere bei der Glaubensvermittlung.

In katholischen Kindergärten tummeln sich viele Nationen und Religionen unter einem Dach. Gertrud Muth, Leiterin der Kindertagesstätte Maria Ward in Fulda mit 50 Kindern aus 13 Nationen, erkennt aber darin eine Chance, den Kindergarten als „Ort der Friedenserziehung“ zu erkennen und zu verstehen.

Bischof Heinz Josef Algermissen appellierte an die Erzieherinnen und an die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden, auch wegen der Vielfalt in den Kindergärten „das Profil des Katholischen zu entwickeln“.

Der Blick richtete sich nicht nur auf katholische Kindergärten, sondern auch auf die nicht konfessionellen Einrichtungen in anderen Trägerschaften.

Pia Biedenbach leitet die Kindertagesstätte Buchfinkenland, die bis vor Kurzem noch der Kindergarten der Kirchengemeinde St. Michael in Michelsrombach war. Erst in der Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Trägerschaft für diese Einrichtung von der Stadt Hünfeld auf die Kirchengemeinde übergegangen, die jetzt – nach längeren Streitigkeiten zwischen Kirche und Stadt Hünfeld – wieder zurückgegeben wurde. Ein Trägerverein hat die Verantwortung.

„Ich bedauere es sehr, dass die Kirche nicht mehr Trägerin des Kindergartens ist“, so Biedenbach. Gleichwohl haben sie und ihre Kolleginnen ein „großes Interesse“ daran, dass das Katholische und religiöses Leben weiter in der Einrichtung gelebt und vermittelt wird. Dieser Anspruch der Kinder und die Pflicht zur religiösen Erziehung sei schließlich auch gesetzlich verankert. „Das ist auch der Grund, warum ich heute an diesem Symposion teilnehme, für das ich sehr dankbar bin“, sagte sie.

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