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Armut schwindet mit der Teilhabe
13.06.10

Armut schwindet mit der Teilhabe

Vor 20 Jahren: Brasilienhilfe für Padre Paulo Link in Sao Paulo bekam eine Vereinsstruktur

 

Ausgabe 24 vom 13. Juni

Mitglieder der Kolpingfamilie Thalau haben Padre Paulo Link und Gertrud Baumgarten in ihre Mitte genommen. Fotos (3): Josef Warislohner

Gertrud Baumgarten

Beim Festakt in der Thalauer Mehrzweckhalle: Monsignore Paulo Link flankiert

Thalau (dk). „Wir sagen obrigado!“ Bei der gottesdienstlichen Dankfeier in der St.-Jakobus- Kirche hob Weihbischof Karlheinz Diez das Danken hervor. Dank gesagt wurde beim 20. Jubiläum des Fuldaer Förderkreises Brasilien häufig – im Gotteshaus und beim anschließenden Festakt in der Mehrzweckhalle mit 240 Gästen.

Einem sehr großen Teil der Festgemeinde in der Thalauer Pfarrkirche waren die Zahlen und Fakten, die Weihbischof Diez in seiner Ansprache nannte, sicher geläufig, denn die Vorsitzende Gertrud Baumgarten hatte alle aktiven Helfer eingeladen, die Gebrauchtkleider für die Brasilienhilfe sammeln oder die Kleidung sortieren und versenden.

Computer haben den Karteikasten verdrängt

Vor 20 Jahren hatte Gertrud Baumgarten etwa 300 Personen einen Brief geschickt und um eine Spende gebeten, um ihren aus Thalau stammenden Bruder Dr. Paulo Willi Link in Brasilien in seinem missionarischen Dienst zu unterstützen. Der Karteikasten von damals, so berichteten mehrere Redner, hat seit geraumer Zeit ausgedient. Heute verwalten die Mitarbeiter des Förderkreises um Gertrud Baumgarten 200 000 Anschriften in der elektronischen Datenanlage. Über 300 ehrenamtlich arbeitende Männer und Frauen sammeln, sortieren und verpacken die Gebrauchtkleider in der Kleiderhalle in Schmalnau. In großen Containern werden sie von Bremen aus in die brasilianische Hafenstadt Santos geschickt.

Verein hat Brückenfunktion übernommen

Der Ertrag dieser ständigen, seit 1974 laufenden Kleideraktion sowie die Geldspenden haben allein in zwei Jahrzehnten, wie Diez dankbar hervorhob, mehr als zehn Millionen Euro eingebracht. Deutschlandweit sind knapp 350 Vereinsmitglieder an dieser Leistung beteiligt. In den zurückliegenden 20 Jahren wurden von Fulda aus 1200 Projekte in Brasilien gefördert.

Was ist mit diesem Geld geschehen? Gertrud Baumgarten vermittelte den Festgästen einen guten Einblick. Das Brasilianische Kolpingwerk mit seinem Präses Padre Dr. Paulo Willi Link hat neben seiner caritativ-sozialen Arbeit die berufliche Aus- und Fortbildung, vor allem für junge Menschen und Frauen im Blick. Padre Paulo, wie die Brasilianer den seit 1971 in Sao Paulo lebenden Missionar aus dem Bistum Fulda rufen, verhilft mit seinem Hausbauprogramm alljährlich etwa 130 mittellosen Familien zu einer einfachen, aber menschenwürdigen Wohnung.

Die Frage mancher Menschen in Deutschland: Bringt die Hilfe den Menschen in Brasilien wirklich etwas, ist somit beantwortet. „Die Mitglieder des Förderkreises leisten in Deutschland außer der überlebenswichtigen finanziellen Hilfe eine Bewusstseinsbildung, die verdeutlicht, dass es keine unterschiedlichen Welten gibt, weder eine im Norden noch eine im Süden“, fasst Gertrud Baumgarten zusammen. Weihbischof Diez dazu: „Es gibt nur die eine Welt.“

Auf der Titelseite der Einladung zur Jubiläumsfeier wurde an die völkerverbindende Aufgabe des Vereins hingewiesen mit dem Hinweis „Eine Brücke, die trägt ...“. „Diese Brückenfunktion wollen wir mit unserem Verein erfüllen helfen“, sagte Baumgarten. „Von den 193 Millionen Einwohnern Brasiliens leben 40 Millionen weit unter der Armutsgrenze.“ Oft hätten sie nicht einmal einen Euro pro Tag zur Verfügung.

Um das Leben der Ärmsten verbessern zu helfen, dürfe es nicht beim Mitleid bleiben, sondern es gelte, Beteiligungsmöglichkeiten der Menschen in der Gesellschaft und im Staat zu entwickeln, nahm Hubert Tintelott, Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerks in Köln, den Gedanken auf. Wer die Teilhabe armer Menschen verbessere, bekämpfe die Armut.

Tintelott erweiterte den Armutsbegriff. So seien auch vereinsamte Menschen arm dran, wenn etwa eine Frau mit ihren Kindern vom Mann verlassen werde, wie es in Brasilien häufig vorkomme.

Lebensbedingungen der Menschen könnten nur dann wesentlich verbessert werden, so Tintelott, wenn die Anstrengungen gebündelt würden. Das international vernetzte Kolpingwerk werde diesem Anspruch gerecht, zudem sei es ein Sprachrohr für die Armen. Tintelott: „In Brasilien haben Menschen huntertausendfach durch das brasilianische Kolpingwerk, mit Padre Paulo an der Spitze, wirksam Hilfe erfahren.“

In der Thalauer Mehrzweckhalle war mit den Händen zu greifen, wie die Mitglieder des Kolpingwerks vernetzt sind. Padre Paulo hatte Gäste aus Brasilien mitgebracht. Das Ehepaar Sonia Aparecida Guilherme Teixeira und José Reginaldo Teixeira vermittelten mit Gesang und an der Gitarre brasilianische Lebensfreude – im Gottesdienst und beim Festakt. Sonia ist Generalsekretärin des Brasilianischen Kolpingverbands.

Josef Warislohners Fotos werden verliehen

Aktive Helfer des Förderkreises in München waren mit Josef Warislohner nach Thalau gekommen. Die vom Fotografen Warislohner in Brasilien aufgenommenen Fotos hingen in der Mehrzweckhalle an den Wänden. Die Fuldaer Sparkasse hatte die ausdrucksstarken Bilddokumente vor einigen Wochen ausgestellt. Die Fotos können von Kolpingfamilien oder anderen Verbänden sowie Kirchengemeinden im Bistum ausgeliehen werden, etwa „um Aktionen für die Mission mit den Fotos zu bereichern“, so Gertrud Baumgarten.

Den deutschen Wortbeiträgen in der Mehrzweckhalle schloss sich ein südamerikanisch temperamentvoll gestaltetes Unterhaltungsprogramm an. Die Gruppe Capoeira, junge Menschen aus Darmstadt, Fulda und Coburg, führte einen Kampftanz der Sklaven auf. Die Kolpingfamilie Thalau erfreute mit deutschen Liedern und trug Ereignisse vor, die in den die vergangenen 20 Jahren die Menschen bewegt haben.

Durch das mehrstündige Programm führten humorvoll drei Mitglieder des Förderkreises: Wolfgang Hohmann sowie Hans-Ludwig Schmank und Willi Schmitt. Pfarrer Schmank (Fronhausen) war viele Jahre zweiter Vorsitzender des Förderkreises, Nachfolger in dieser Aufgabe ist Pfarrer Schmitt (Petersberg

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