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Behinderteneinrichtung deckt Schülerinnen den Tisch
14.03.10

Behinderteneinrichtung deckt Schülerinnen den Tisch

Mit dem Mittagessen Miteinander fördern

 

Fulda: Antoniusheim betreibt Cafeteria der Marienschule – Das Motto: Gesund, ökologisch, sozial

 

 

 

Ausgabe 11 vom 14. März

Ansprechend: Der Thekenbereich in der Cafeteria der Marienschule. Manuela Barisch bedient eine Schülerin. Foto: Günter Wolf

Guten Appetit: Lena, Anna und Sarah (von links) genießen ihre Mittagspause in der Cafeteria beim Essen. Foto: Günter Wolf

BILD: Sie unterschreiben den Kooperationsvertrag: Dr. Oswald Post und Rainer Sippel (von links). Foto: Günter Wolf

Fulda (gw). Gut essen und dabei das soziale Bewusstsein schärfen – dazu haben die 1000 Schülerinnen an der Fuldaer Marienschule täglich Gelegenheit. Seit Mitte Januar wird die Cafeteria der Schule vom Fuldaer Antoniusheim geführt.

Eine Kooperationsvereinbarung zwischen diesen beiden Einrichtungen regelt die Zusammenarbeit (siehe „Zur Sache“). Kontakte zwischen der katholischen Schule und der Behinderteneinrichtung Antoniusheim bestehen schon länger. Mit dem Cafeteria-Projekt, so steht es in der am 4. Februar feierlich geschlossenen Kooperationsvereinbarung, werden diese Kontakte vertieft mit dem Ziel einer langfristigen, engen Partnerschaft.

Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung

„Uns ging es nicht nur darum, ein Catering für unsere Cafeteria neu zu organisieren“, sagt Schulleiter Dr. Oswald Post. Erwünscht sei auch eine Partnerschaft im Rahmen eines Sozialprojekts mit dem Antoniusheim. Es gehe um das „Miteinander von gesunden Menschen und Menschen mit einer Behinderung“. Außerdem spreche für diese Kooperation, dass sich beide Partner einem „gemeinsamen christlichen Auftrag“ verpfl ichtet sehen. Ein weiterer Pluspunkt für Dr. Post ist, dass in Absprache mit der Mensaleitung Schülerinnen in der Mensa Aktionen zugunsten des Sozialprojekts „El Capure“ in Argentinien durchführen können.

Rainer Sippel, Geschäftsführer des Antoniusheims, macht klar, dass es seinem Haus nicht darum geht, als Mensabetreiber aufzutreten. Ziel sei vielmehr, Dauerarbeitsplätze zu schaffen für Menschen, die behindert sind oder besonders gefördert werden müssen. „Wenn wir Cafeterien oder Mensen betreiben, dann schafft das nicht nur dort neue Arbeitsplätze, sondern sichert diese auch auf unserem Antoniushof (siehe „Stichwort“), in unserer Gärtnerei und in unserer Küche, wo behinderte Menschen arbeiten“, so Sippel. Außerdem werde eine hohe Wertschöpfung erzielt, wenn die Produkte nicht nur angebaut und geerntet würden, sondern auch in eigener Verantwortung veredelt und vermarktet.

Doch dies ist nur die eine Seite der Zusammenarbeit. Wie Schulleiter Dr. Post geht es Geschäftsführer Sippel darum, die Sichtweise auf behinderte Menschen in der Gesellschaft zu verändern. „Behinderung ist kein medizinisches, sondern ein soziales Problem“, stellt Sippel fest. Bei einer Behinderung gehe es nicht vordergründig um Krankheit oder Leid, insbesondere dann, wenn die Behinderung angeboren sei. „Menschen, die behindert sind, empfinden sich und ihre Einschränkungen zu Recht als ganz normal – sie sind nur anders“, beschreibt Sippel die Situation. Projekte wie die Kooperation mit Schulen könnten dazu beitragen, dass im Miteinander von behinderten und nicht behinderten Menschen Unsicherheiten und auch Vorurteile abgebaut sowie Normalität und unbefangener Umgang miteinander hergestellt werden kann. Der Geschäftsführer: „Das heißt, Menschen mit Behinderungen sind in die Gesellschaft voll integriert, ohne Ab- oder Ausgrenzungen.“

Die Entscheidung für eine Zusammenarbeit zwischen der Marienschule und dem Antoniusheim fiel, nachdem sich Vertreter der Schule die Zusammenarbeit zwischen dem Antoniusheim mit der Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda angesehen hatten. „Der Betrieb der Mensa in dem Gymnasium hat uns sehr gut gefallen und überzeugt“, so Post. Für das Antoniusheim habe zusätzlich gesprochen, weil es Produkte aus ökologischem Anbau vom eigenen Antoniushof sowie aus der Region Fulda bei der Speisenzubereitung verwendet. „Wir wollen nicht nur gesunde Lebensmittel in unserer Cafeteria haben, sondern damit auch die Schülerinnen für eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise sensibilisieren“, betont der Schulleiter.

150 Schülerinnen nutzen täglich das Angebot

Die Leiterin der Cafeteria in der Marienschule, Manuela Barisch, zieht nach etwa zweimonatigem Mensabetrieb eine positive Bilanz. „Wir sehen uns und unser Angebot als angenommen an“, stellt sie fest. Die Schülerinnen zeigten sich zufrieden, was sich auch im hohen Nutzungsgrad zeige. Täglich sind es durchschnittlich 150 Schülerinnen, die das Mittagsangebot nutzen. Dienstags und donnerstags, wenn verstärkt Nachmittagsunterricht im Rahmen der G8-Regelung (achtjähriges Gymnasium) stattfindet, sind es sogar 300 Schülerinnen, die zur Mittagszeit die Cafeteria aufsuchen.

Ein Erfolg, mit dem die Schulleitung nicht gerechnet hatte, räumt Dr. Post ein. „Wir gingen anfangs von einer Frequenz von etwa zehn Prozent der Schülerinnen aus.“ Grundlage der Überlegungen waren die Erfahrungen des vorherigen Cafeteriabetriebs, der durch die Eltern ehrenamtlich und im Rahmen eines Projekts der Hochschule Fulda angeboten wurde.“ Nach einem neuen Betreiber der Cafeteria sei gesucht worden, weil die Arbeit in dem Umfang ehrenamtlich nicht mehr geleistet werden konnte. Zudem habe es immer strengere Vorschriften für den Mensabetrieb gegeben, der ebenfalls eine Professionalisierung erforderlich machte.

„Das Essen hier ist gut, es schmeckt“, befindet die 13-jährige Anna. Ihre Freundin Sarah (12) sagt: „Es ist jetzt besser.“ Das ist ein großes Kompliment für die Mannschaft um Manuela Barisch. „Wir bieten jeden Tag ein Vollkost- Menü, ein vegetarisches Menü sowie ein Ausweichmenü an“, so Barisch. „Wichtig ist für uns auch der Nachtisch“, sagt Sarah. Das beobachtet auch die Mensachefin. „Bevor die Kinder zur Essensausgabe kommen, gucken sie erstmal beim Nachtisch vorbei“, beschreibt sie schmunzelnd das Verhalten ihrer Gäste. Entsprechend vielfältig ist hier das Angebot. Es gibt nicht nur Pudding oder Joghurt, sondern auch regelmäßig frisches Obst, ganz im Sinne einer ausgewogenen Ernährung.

Mittagessen ist täglich von 12 bis 14 Uhr möglich. Ein Menü kostet etwa 3,50 Euro. Bezahlt wird mit einem Chip, den die Eltern entsprechend mit Geldbeträgen aufladen können. Wer Süßigkeiten oder Gebäckstückchen kaufen möchte, muss diese bar bezahlen. Die Kosten dafür werden nicht von dem Essensgeld abgebucht, das die Eltern bereitstellen.

Übrigens: Nicht nur die Schülerinnen sind in der Cafeteria zu Gast. Auch die Lehrerinnen und Lehrer nutzen das Angebot, um sich zwischen den Schulstunden zu stärken.

Zur Sache

Kooperationsvereinbarung

In der Kooperationsvereinbarung, die Schulleiter Dr. Oswald Post und Geschäftsführer Rainer Sippel unterzeichnet haben, sind die Aufgaben und Ziele der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Marienschule und dem Antoniusheim festgehalten. Hintergrund ist dabei der gemeinsame christliche Auftrag und das christliche Selbstverständnis der beiden Einrichtungen. Zu den gemeinsamen Aufgaben und Zielen zählen:

  • Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung
  • Abbau von Schwellenängsten
  • Entwicklung gegenseitiger Toleranz
  • Erwerb sozialer Kompetenz
  • Schaffung regionaler Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderung
  • Erhaltung der Umwelt durch ökologische Wirtschaftsweise
  • Die Kooperationspartner sind bestrebt, die Achtung vor der Würde des Menschen als Geschöpf Gottes in ihrem Lebens- und Arbeitsraum spürbar werden zu lassen
  • Verantwortung gegenüber dem Nächsten einzuüben
  • christliche Nächstenliebe glaubwürdig zu leben
  • einen verantwortungsvollen Umgang mit Gottes Schöpfung zu fördern
  • Solidarität mit den Armen dieser Welt zu entwickeln
  • für Toleranz und Frieden in der Welt einzutreten
  • die Achtung und den verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit in gemeinsamen Projekten einzuüben.
Stichworte

Marienschule

Die Marienschule ist eine staatlich anerkannte Schule in freier katholischer Trägerschaft. Sie wurde im Jahr 1733 gegründet. Die Schulformen der Marienschule:

achtjähriges Gymnasium: (alle Schülerinnen, die ab dem Schuljahr 2005/2006 in die Jahrgangsstufe 5 aufgenommen wurden):
Es ist ein Gymnasium für Mädchen in den Klassen 5 bis 9 Gymnasiale Oberstufe in den Jahrgangsstufen 10 bis 12

neunjähriges Gymnasium:
Gymnasium für Mädchen in den Klassen 5 bis 10 Gymnasiale Oberstufe in den Jahrgangsstufen 10 bis 13

Der Marienschule angeschlossen sind eine Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz sowie eine Fachschule für Sozialpädagogik

Antoniusheim

Das Antoniusheim ist ein von Bürgern getragenes heilpädagogisches Zentrum in Fulda. Es ist christlich-vinzentinisch geprägt und staatlich sowie kirchlich anerkannt. Das Antoniusheim berät, fördert und begleitet Menschen, die eine besondere Unterstützung benötigen. Es gilt dabei:

  • Verständnis für die Lebenssituation behinderter Menschen zu entwickeln
  • Sichtweisen auf Behinderung aufzubrechen
  • ganzheitliche Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten
  • Möglichkeiten zur Entfaltung zu eröffnen
  • Lebensperspektiven zu entwickeln
  • Aus christlicher Verantwortung werden Menschen mit Behinderungen unterschiedlichen Alters, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien unterstützt.

Antoniushof

Die BIOLAND-Landwirtschaft des Antoniushofes liegt am Ortsrand von Fulda-Haimbach. Der Antoniushof erzeugt auf 285 Hektar regionaltypische Produkte. Die Erzeugnisse stellen die Grundlage für die Veredlungsbereiche wie Bäckerei, Gemüse- und Kartoffelverarbeitung dar. Es werden 80 Kühe und 30 Mutterschweine mit Nachzucht gehalten. Auf dem Hof leben, lernen und arbeiten 60 Menschen mit geistiger Behinderung. Durch die Lage vieler Acker- und Wiesenflächen des Antoniushofs in landschaftlich sensiblen Bereichen ist eine intensive Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden und -behörden sowie eine besondere Pflege der Flächen erforderlich.

Kontakt

Marienschule Fulda Lindenstraße 27 36037 Fulda Telefon 06 61 /9 02 82 -14 Fax 06 61 / 9 02 82 -17 E-Mail: sekretariat@marienschule-fulda. de Internet: www.marienschule.org

St. Antoniusheim GmbH An St. Kathrin 4 36041 Fulda Telefon 06 61/10 97 - 0 Fax 06 61/10 97 - 2 08 E-Mail: info@antoniusheim-fulda.de Internet: www.antoniusheim-fulda.de

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