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Gotteslob in der Panzerhalle
11.10.09

Gotteslob in der Panzerhalle

Tag der Deutschen Einheit: 2000 Gläubige bei Kolping-Wallfahrt zur Gedenkstätte Point Alpha

Bannerzug entlang des Gitterzauns: Die Kolping-Dankwallfahrt auf Point Alpha führte vom „Blauen Haus“ zum Gelände des ehemaligen US-Camps. Foto: Winfried Möller

Bilden ein Kreuz: Kolpingbanner und das Kanonenrohr eines Panzers. Foto: Otto Hahner

Skulpturen aus Metall gesegnet: Bischof Algermissen besprengt die Figuren des Künstlers Ulrich Barnickel (links neben dem Bischof) mit Weihwasser. Foto: Winfried Möller

Rasdorf/Geisa (wim/ss). „Das ist wahrlich ein besonderer Ort für eine Eucharistiefeier: Eine ehemalige Panzerhalle wird zum Ort des Gotteslobes.“ Darüber freut sich der Erfurter Bischof Joachim Wanke. Mit Bischof Heinz Josef Algermissen und 2000 Menschen feiert er einen Dankgottesdienst auf Point Alpha.

Zu der Wallfahrt eingeladen haben die Kolpingwerke der Diözesen Fulda und Erfurt. „20 Jahre nach der Öffnung der Grenze wollen wir ein Signal der Freude und des Dankes setzen“, erklärt Kolping-Diözesanvorsitzender Steffen Flicker (Fulda) zu Beginn der Wallfahrt auf der Anhöhe zwischen Rasdorf und Geisa.

Bannerträger ziehen vom Blauen Haus zum US-Camp

Dutzende Kolpingbanner werden über den Kolonnenweg des ehemaligen Todesstreifens getragen. Der Weg führt vom „Blauen Haus“ – dort ist ein Grenzmuseum eingerichtet – entlang des Gitterzauns, der über Jahrzehnte auch Kolpingfamilien in Ost und West voneinander trennte. Ziel der Wallfahrt ist die Panzerhalle im ehemaligen US-Camp.

„So ein System konnte nicht bestehen“, erklärt Bischof Heinz Josef Algermissen zu Beginn des Gottesdienstes. Durch die Grenze seien Familien und Freunde voneinander getrennt worden. So kam es häufig vor, dass bei Trauerfeiern die Angehörigen auf der anderen Seite auf einen Hügel gingen, um wenigstens von weitem den Leichenzug sehen zu können. Dass es zur friedlichen Revolution im Herbst 1989 kam, sei weder etwas Berechenbares noch rein zufällig geschehen. „Gott selbst hat ein Zeichen gesetzt und Menschen in die Freiheit geführt“, so Algermissen. Freiheit sei ein kostbares und anspruchsvolles Gut. Christen müssten immer wieder darauf hinweisen, dass es Freiheit nicht ohne Begrenzung und Bindung geben könne.

„Die Religion ist die höchste Gabe des Himmels. Durch sie ist der Mensch das, was er ist.“ In seiner Festpredigt zitiert Bischof Wanke den Gesellenvater Adolph Kolping. In der DDR habe Wanke erfahren: Wer sich an Gott und die Kirche hielt, war gegenüber der Ideologie widerstandsfähiger. „Das kostete Mut.“ Und heute: „Ihr merkt doch, wohin uns der Zeitgeist drängen will: Unterhaltung, Zerstreuung, Konsumieren und das Böse in uns und um uns verleugnen, als ob es dies nicht gäbe.“

Spruch von Kolping: Wer Mut zeigt, macht Mut

Wanke spricht von einem „neuen aggressiven Atheismus, beinahe wie damals in der DDR“. Er ruft die Christen auf, auch in der freien Gesellschaft zu zeigen, was Treue im Glauben, im Christsein heißt. Mit Kolping gesprochen: „Wer Mut zeigt, macht Mut.“

Wanke erinnert an ein weiteres Wort Kolpings: „Du musst prägen, sonst prägen andere!“ Wie es mit der Kirche in Geisa, Rasdorf, Zella oder Gersfeld weitergeht, hänge weitgehend von den Menschen ab, die in den Gemeinden den Kern bilden, zusammen mit den Seelsorgern. „Wir müssen das Herz auftun und durch Wort und Tat zeigen, was wir glauben und bekennen“, betont Wanke. Er mahnt: So wie man die Einheit zwischen Ost und West nicht mehr aufgeben wolle, sollte man auch die Verbundenheit von Erde und Himmel, von Gott und den Menschen nicht aufgeben. „Helft mit, dass hier in der Rhön, hier in Thüringen und Hessen über allen Menschen der Himmel offen bleibt.“

Den Gottesdienst feierten Algermissen und Wanke mit Priestern beider Kolpingwerke. Die Eucharistiefeier wurde von der Musikkapelle der Kolpingfamilie Amöneburg und dem Jugendchor „Angels music“ des Jugendzentrums Deuna musikalisch begleitet.

Nach der Messfeier findet ein Familientag auf dem Gelände von Point Alpha statt. Bischof Algermissen segnet auf dem „Weg der Hoffnung“ die Station „Trost“, die aus drei Skulpturen besteht (siehe „Stichwort“).

Stichwort

Siebte Station

Die siebte von künftig 14 Stationen des „Wegs der Hoffnung“ mit dem Titel „Trost“ wird von Bischof Heinz Josef Algermissen nach dem Gottesdienst gesegnet. Die Skulpturen des „Wegs der Hoffnung“ entlang der früheren Zonengrenze sind ein Werk Ulrich Barnickels, Schlitz. Der Künstler erläutert zur Station: „Christus ist zusammengebrochen, er muss verweilen. Zwei Frauen spenden ihm Trost. Sie weinen.“ Barnickel lässt bei den Skulpturen „die Tränen fließen“. Durch trichterförmige Öffnungen in den Köpfen gelangt Regen hinein, der auf dem Stahl rostbraune „Tränenspuren hinterlässt“.

Bischof Algermissen betont, dass hier sehr viele Menschen entlanggehen werden, „und ich denke, dass sie hier verweilen, weil wir heute viele Tränen und Schmerzen bei den Menschen festmachen können“. Die Menschen könnten hier, bei diesen Darstellungen jenseits des klassischen Kreuzwegs, „stufenweise erleben, wie ihre Ängste, Tränen und ihre ganzen Schmerzen und Verzweiflung im Gekreuzigten wohl aufgehoben und verantwortet werden“, so der Bischof.

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