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Am Herzstück der Kirche arbeiten
31.01.10

Am Herzstück der Kirche arbeiten

Ehe-, Familien- und Lebensberater des Bistums begegnen Bischof Algermissen

 

Ausgabe 5 vom 31. Januar

Dorsi Daub, Stefan Bug, Brigitte Gottwald, Thomas Hartung, Anette Leibold, Bischof Heinz Josef Algermissen, Rita List, Gunter Geiger, Annegret Heischmann, Dechant Harald Fischer, Ingeborg Fleischmann (von links). Foto: Wolf

Fulda (gw). Wenn Brüche in Lebensverläufen eintreten, sind Mitarbeiter der Kirche besonders gefragt. An vorderster Front in der „konkreten Einzelseelsorge an den Menschen in Grenzsituationen“, so Bischof Heinz Josef Algermissen, stehen die Männer und Frauen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum.

Der Bischof traf die Berater im Fuldaer Bonifatiushaus, um zuzuhören und um sich ein Bild von ihrer Arbeit zu machen. Dechant Harald Fischer (Kassel), der Vorsitzende des Vereins Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der Diözese Fulda, hatte zu diesem Gespräch eingeladen (siehe „Hintergrund“).

„Sie begegnen Menschen in schreiender Not und aktuellen Krisen, geben Hilfe und vermitteln“, so Algermissen. Diese „Einzelseelsorge am Herzstück der Kirche“ stehe zwar nicht immer im Blickpunkt, sei aber unverzichtbar und werde immer wichtiger. „Die Menschen, die zu Ihnen kommen, ahnen, dass da mehr ist, als nur die konkrete Hilfe“, sagte der Bischof. Es gehe darum, „kompetent nach vorne zu helfen“ und die Menschen bereit zu machen, sich helfen zu lassen.

Seelsorge an den Wendepunkten des Lebens

Die Feststellung des Bischofs spiegelte sich in den Berichten der Beratungsstellenleiter wider. Stefan Bug (Marburg) stellte heraus, dass Eheberatung aus dem Selbstverständnis von Kirche folge und darum „unverzichtbarer Teil ihrer Sendung, ihres Dienstes an den Menschen“ sei. Er sprach von einer „lebensweltbezogenen Seelsorge als besondere Seelsorge an den Wendepunkten des Lebens“.

Bei der Beratung gehe es nicht allein darum, „den Menschen bei der Hand zu nehmen“, so Bug. Vielmehr müssten ihm Perspektiven aufgezeigt werden, um die Krise selbst bewältigen zu können. Allerdings, so Bug, stoßen die Berater zunehmend auf Konflikte, die sich daraus ergeben, dass sich Menschen unterschiedlicher kultureller und räumlicher Herkunft für ein Zusammenleben gefunden haben, dann aber wegen dieser Unterschiede vor Problemen im Zusammenleben stehen.

Es sei nicht immer leicht, Termine für die Hilfesuchenden zu finden. Diese Erfahrung teilt Thomas Hartung (Kassel) mit seinen Kollegen. Das liege nicht nur an der „chronischen Unterbesetzung der Beratungsstellen, sondern auch an der Erreichbarkeit der Menschen“. Hohe Mobilität in der Arbeitswelt, starke Beanspruchung durch flexibilisierte Arbeitszeiten, aber auch der häufige Migrationshintergrund der Betroffenen erschwerten den Zugang zu den Hilfesuchenden in Notsituationen.

„Wir erleben häufig, dass auch nicht katholische Menschen zu uns kommen, weil sie das Gefühl haben, dass wir etwas für die Ehe tun“, beschreibt Annegret Heischmann (Hanau) die Erwartungshaltung der Ratsuchenden. Sie hebt hervor, dass zunehmend Paare die Beratung aufsuchen. „Das ist eine wichtige Entwicklung.“

Zunehmend lassen sich ältere Ehepaare beraten

Die Hanauer Beraterin betont: Zunehmend suchen ältere Ehepaare die Beratungsstelle auf. Heischmann: „Die Menschen leben länger, erleben aber häufig, dass mit dem Auszug der Kinder und dem eigenen Ausscheiden aus dem Berufsleben die Themen ausgehen, über die man als Paar bisher reden musste.“

Ingeborg Fleischmann (Fulda) ergänzt den Hinweis ihrer Kollegin: „Die Lebenswelten von Paaren brechen nicht nur zusammen, weil Anlässe wie Untreue, Gewalttätigkeit oder Suchtverhalten eines Partners bestehen, sondern weil irgendwann der Sinn des Zusammenlebens nicht mehr erkannt wird.“ Doch die Zuwendung der Berater gelte nicht nur Ehepaaren, macht Fleischmann deutlich. „Ein besonderes Thema ist die Begleitung von Kindern, von denen sich ein Elternteil oder beide selbst getötet haben“, weist sie auf ein weiteres Feld der Lebensberatung hin.

ANSCHRIFTEN

Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen

Wenn Menschen im Alltag Beratung benötigen, wenn es Probleme gibt – aber auch, um Problemen vorzubeugen: Die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen des Bistums Fulda stehen jedem offen. Für Männer und Frauen gleichermaßen, sie sind offen für alle Menschen, auch unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit.

Beratungsstelle Fulda
Leiterin: Ingeborg Fleischmann
Rittergasse 4
36037 Fulda
Telefon 06 61 /7 78 33
Beratungsstelle Hanau
Leiterin: Annegret Heischmann
Im Bangert 4 a
63450 Hanau
Telefon 0 61 81/2 17 49
Beratungsstelle Kassel
Leiter: Thomas Hartung
Regionalhaus Adolph Kolping
Die Freiheit 2, 34117 Kassel
Telefon 05 61/70 04 -1 44
Beratungsstelle Marburg
Leiter: Stefan Bug
Deutschhausstraße 30
35037 Marburg
Telefon 0 64 21 /6 43 73

HINTERGRUND

Dechant Fischer: Ehepaare haben keine Lobby

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum ist seit über vier Jahrzehnten in einem Verein organisiert. In den Beratungsstellen in Fulda, Hanau, Kassel und Marburg wird Menschen in Lebens-, Beziehungs- und Familienkrisen geholfen. Vorsitzender des Vereins ist Dechant Harald Fischer (Kassel). Er beschreibt die Aufgaben seines Vereins und der hauptamtlichen Berater. „Ehe-, Familien- und Lebensberatung gehört zum ,Kerngeschäft‘ unserer Kirche“, so Fischer. Er beklagt, dass Ehepaare in der Gesellschaft keine Lobby besitzen. Denen will die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Kirche nicht nur „ein deutliches Signal entgegensetzen“, sondern ihnen auch in „Grenzsituationen“ helfen.

Diese Hilfe ist geprägt vom sakramentalen Verständnis der Ehe. „Mit unserer Arbeit verstehen wir uns auch als Verteidiger des Ehesakraments“, betont Fischer. Ehe und Familie seien die Lebensform, die sich in der Gesellschaft höchster Wertschätzung erfreut. 80 Prozent der Menschen wünschten sich eine Partnerschaft in Liebe und Treue – wenn möglich auch mit Kindern.

Doch so sehr dieser Wunsch verwurzelt ist, nicht immer klappe das partnerschaftliche Zusammenleben, räumt Fischer ein. Die Ursachen seien vielfältig, bestünden aus längeren Prozessen oder konkreten Anlässen. „Da ist es wichtig, Menschen in diesen krisenhaften Situationen nicht nur hilfreich nahe zu sein, sondern auch den Wert der partnerschaftlichen Gemeinschaft in der Ehe und Familie vor dem christlichen Selbstverständnis aufzuzeigen“, so Fischer. Dabei gehe es auch darum, die Solidarität Gottes mit den Menschen und sein Ja zu jedem Einzelnen erfahren zu lassen.

Wer in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung tätig sein möchte, muss ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen, vorzugsweise in Psychologie, Pädagogik, Theologie, Sozialpädagogik, Rechtswissenschaft oder eine vergleichbare Ausbildung haben. Eine aktive Mitgliedschaft in der katholischen Kirche wird vorausgesetzt. Darüber hinaus müssen die angehenden Berater eine zusätzliche Ausbildung zum Ehe- Familien- und Lebensberater absolvieren. Die vierjährige berufsbegleitende Ausbildung beinhaltet Theorie, Selbsterfahrung, Supervision und ein Praktikum und schließt mit einem Diplom ab. In diesem Jahr beginnen Ausbildungskurse in Würzburg, München und Limburg.

Das Bistum sucht Mitarbeiter in Teilzeit für die Beratungsstellen in Fulda, Hanau und Kassel.

Dem Vorstand des Vereins Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der Diözese gehören an: Vorsitzender Dechant Fischer, ständiger Vertreter des Bistums, Domdechant Werner Kathrein, sowie Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses. (gw)

Dechant Harald Fischer
Kölnische Straße 55
34117 Kassel
Telefon 05 61 /1 54 70
E-Mail: Harald.Fischer@st-familia-kassel.de

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